Terrornetz freigelegt

Drei mutmaßliche Kontaktpersonen Bin Ladens in Italien und Deutschland festgenommen. Islamisten drohen Blair

BERLIN rtr/dpa/ap ■ Italienische und deutsche Polizisten haben gestern italienischen Justizkreisen zufolge drei mutmaßlich militante Moslems mit direktem Kontakt zu Ussama Bin Laden verhaftet. Der in Deutschland Festgenommene, ein Libyer, gelte als Anführer der Gruppe. Zwischen März und April hätten die Ermittler mehrere Telefongespräche zwischen ihm und Bin Laden aufgezeichnet. Ein vierter Mann werde in Frankreich noch gesucht. Ein fünfter Mann, der bereits vorher inhaftiert wurde, wird den Angaben zufolge zusammen mit den anderen vier des Waffen- und Sprengstoffschmuggels beschuldigt.

Zusammen mit fünf weiteren Männern, gegen die in Italien ein Prozess geführt wird, sollen die Festgenommenen und der Gesuchte eine Gruppe gebildet haben, die in Bin Ladens afghanischen Lagern trainiert wurde, Anschläge in Europa zu verüben.

Auch die spanische Polizei fahndet derzeit nach acht mutmaßlichen Komplizen von Ussama Bin Laden, darunter ein aus dem Jemen stammender Freund des mutmaßlichen Selbstmord-Piloten Mohammed Atta.

Der Sudan soll dem US-Geheimdienst mehrere mutmaßliche Terroristen ausgeliefert haben, berichtet die in Katar erscheinende Zeitung Al-Watan gestern unter Berufung auf die Opposition des Landes. Dies stehe im Zusammenhang mit der Aufhebung der diplomatischen Sanktionen gegen den Sudan durch die UNO. Sudans Regie rung bestreitet die Auslieferung.

In Deutschland, den USA und Großbritannien sind nach Angaben der Bundesregierung seit dem 11. September etwa 100 Millionen Dollar, das sind umgerechnet 213 Millionen Mark, aus dem Vermögen mutmaßlicher Terroristen eingefroren worden. Allein 90 Millionen Dollar davon seien im Vereinten Königreich sicher gestellt worden.

Der britische Premier Blair erhielt nun verbale Drohungen wegen seines Engagements an der Seite der USA. Der Chef der britischen Sektion der radikalen islamischen Organisation Al Muhadschirun (Die Einwanderer), Andschem Chudari, sagte gestern, die Moslems in Afghanistan und Pakistan hätten das Recht, „sich gegen Aggressoren zu verteidigen“. Auf die Frage, ob er die Moslems in diesen Ländern ermutige, Blair zu töten, sagte Chudari: „Alles ist möglich im Krieg.“