Munteres Kesseltreiben

Umweltfreundlich, sparsam und handlich: Das Mini-Blockheizkraftwerk „Dachs“ ist kaum größer als eine Waschmaschine  ■ Von Christina Pohl

Ein Tier revolutioniert den Energiemarkt. „Dachs“ heißt das patente Gerät, das es Verbrauchern ermöglicht, mit ihrer Heizung zugleich Strom zu produzieren. Mit der Anlage erschließt sich das Schweinfurter Unternehmen SenerTec eine Marktlücke: Blockheizkraftwerke (BHKW) wie der „Dachs“ werden als die Energielieferanten der Zukunft gehandelt. Konnten sie bisher nur von Großbetrieben genutzt werden, passen die neuen Anlagen bequem in den Keller eines Einfamilienhauses.

Das Besondere: Basierend auf dem Prinzip der so genannten Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) werden Strom und Wärme im selben Arbeitsgang erzeugt. Herzstück des Systems ist ein schallgedämmter Spezialmotor, der einen Generator antreibt. Die dabei entstehende Wärme wird der Heizung und der Warmwasserbereitung zugeführt.

Betrieben wird der „Dachs“ mit Gas oder Öl. Dabei nutze er die eingesetzte Energie dreimal besser als ein herkömmliches Kraftwerk, lobt Holger Zytur, Verkaufsleiter von SenerTec. Das spare „Geld und Brennstoff, was nicht nur wirtschaftlich rentabel, sondern auch ökologisch sinnvoll ist“. Denn weniger Brennstoffeinsatz heiße auch weniger Stick- und Kohlendioxid-Ausstoß. Und: Der erzeugte, aber nicht verbrauchte Strom wird, gegen Vergütung, in das allgemeine Stromversorgungsnetz eingespeist. Außerdem sind die Kleinst-BHKW von Mineral- und Ökosteuer befreit.

Bereits 5000-mal hat sich der Dachs bisher bundesweit verkauft, 100 Anlagen stehen in Hamburg. Eine der ersten arbeitet auf dem Dachboden des Ökotels in Schnelsen: „Wir wollten konsequent ökologisch sein“, erzählt Inhaber Günter Dix, der, nach anfänglichen Geräuschproblemen, inzwischen zufrieden ist mit seinem Dachs: „Wir verbrauchen fast den gesamten Strom selbst. Wärme, die bei der Produktion des Stromes erzeugt und nicht vollständig verbraucht wird, speichern wir in einem Wärmepuffer, um sie bei Bedarf abzurufen.“

Der Zeitpunkt, ähnliche Wege zu beschreiten wie Günter Dix, ist derzeit günstig: Gemäß der erneuerten Bundesimmissionsschutzver-ordnung müssen ab Dezember 2004 sämtliche in Deutschland installierten Heizkessel verschärfte Abgasgrenzwerte einhalten. Für rund 3,5 Millionen technisch veraltete Anlagen bedeutet dies das Aus.

Viele Hausbesitzer kommen also nicht darum herum, über eine Neuanschaffung nachzudenken. Die Preise der Mini-BHKW zwischen 25.000 und 30.000 Mark lassen potenzielle Käufer zwar erst mal schlucken. Aber „je nach Nutzung können zwischen 1000 und 10.000 Mark jährlich gespart werden“, ködert Holger Zytur.

Eine Kalkulation, die auch Stefan Völker überzeugte. Der Zahnarzt entschloss sich vor eineinhalb Jahren zum Kauf, „in fünfeinhalb Jahren soll sich die Investition für mich gelohnt haben“. Insgesamt sei er mit der Heizkraftanlage zufrieden, einzig die Hamburgischen Electricitätswerke bereiteten ihm Ärger: „Binnen eines Jahres haben sie die Rückspeisevergütung um 40 Prozent auf 9,5 Pfennige reduziert.“

Der 54-Jährige hofft nun auf die Politik. Die soll im kommenden Jahr mit dem Gesetz zum Ausbau der Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) eine bundesweit einheitliche Vergütung gewährleisten. Erst vor drei Monaten einigte sich das Bundeskabinett mit der Wirtschaft über zusätzliche Maßnahmen zum Klimaschutz und über eine gesetzliche Regelung für die KWK. Dabei verpflichtet sich die Wirtschaft, die KWK zu fördern. Auf diese Weise soll der Kohlendioxidausstoß bis 2010 um rund 23 Millionen Tonnen verringern werden.

Derart gestärkt dulden die Verkäufer der Firma SenerTec keine Ausflüchte mehr: Platz für den Dachs fände sich in jedem Haushalt; schließlich sei das Gerät nicht größer als eine Waschmaschine.

Kontaktadresse: SenerTec, Tel.: 097 21/65 10.