hans stimmann
: Entschuldigung reicht nicht mehr

Dass Hans Stimmann kein Freund der Moderne ist, ist bekannt. Vor allem den DDR-Städtebau der Sechzigerjahre würde der Senatsbaudirektor am liebsten abreißen und durch die sattsam bekannte „Berlinische Architektur“ ersetzen. Neu sind allerdings Stimmanns verbale Attacken und inhaltliche Begründungen für diesen urbanistischen Eifer.

Kommentar von UWE RADA

Zuerst war es eine Bombe, die auf die Rathauspassagen fallen sollte. Nun ist es die Internationale Bauausstellung (IBA) von 1958, die die „Reste der bürgerlichen und jüdischen Stadt“ im Hansaviertel auf dem Gewissen habe. Hat es, Herr Stimmann, den Holocaust etwa nie gegeben?

Mit dem Versuch, der IBA und ihrem selbst vor den Nazis geflüchteten Architekten Walter Gropius Antisemitismus und in letzter Konsequenz Judenvernichtung zu unterstellen, hat Stimmann nicht nur einen intellektuellen, sondern auch einen psychologischen Offenbarungseid geleistet. Oder wie weit reicht sein Hass gegen alle städtebaulichen Utopien jenseits des bürgerlichen Eigentums an Grund und Boden noch? Macht er demnächst vielleicht die irakische Architektin Zaha Hadid für das Regime von Saddam Hussein verantwortlich? Oder Erich Mendelssohn als architektonischen Wegbereiter des Faschismus?

Konnte sich Stimmann nach seiner Bombenäußerung noch mit einer Entschuldigung aus der Affäre ziehen, steht nach der jüngsten Äußerung nicht mehr der „Poltergeist“ Stimmann auf dem Prüfstand, sondern seine intellektuelle und moralische Zurechnungsfähigkeit.

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