Litanei mit Slapstick-Einlage

■ McPhersons „Port Authority“ am Thalia in der Gaußstraße

Eigentlich sind es total uninteressante Geschichten. Schwänke, wie man sie auf Opas 95. Geburtstag hört und bei denen man heimlich hofft, dass der Redner bald das Zeitliche segnet, damit man seine Ruhe hat. Aber es ist kein Einzelschwätzer, den Conor McPherson in Port Authority serviert, das jetzt am Thalia in der Gaußstraße Premiere hatte: Gleich drei Männer aus drei Generationen stellt er vor, die in den üblichen Monologen ihre Geschichten erzählen.

Ganz nebenbei hat der irische Autor in seinem neuesten Stück auch ein Psychogramm dreier Typen gezeichnet, die sich nicht nur im falschen Leben wähnen, sondern auch ihre Attraktivität weit überschätzen. Davon merken sie aber nur wenig – nicht umsonst hat McPerson ihre Texte auf reine Innensichten reduziert.

Auch Regisseur Christian Schlüter schätzt die Reduktion: Zwischen Konferenztischen – mal Labyrinth, mal Arena – agieren der 20-jährige Kevin, der 40-jährige Dermot und der 70-jährige Joe. Spärlich ist auch die Gestik: Als Klon trendiger Mid-20ies gebärdet sich z. B. Kevin (Hans Löw), der Feten- und WG-Berichte abliefert, durchzogen vom Gedanken an Clare, mit der er nie zusammenkam. Wie eine cool aufgesagte Litanei wirkt der Text; nie wird aber der eigene Sprechgestus gebrochen. Nicht einmal über die Grenze zur Parodie wagt sich der Regisseur, beim Slapstick-Spot belässt er's.

Im schlichten Altherrenton kommt Joes Geschichte daher: noch eine verpasste Liebe, erzählt von Christoph Bantzer. Ein nicht entfalteter Lebensentwurf auch hier, der bei McPherson auf unerfüllte Liebe reduziert wird und in der Inszenierung fast ins Sentimentale abgleitet. Den einzigen Ausbruch erlebt Underdog Dermot (Harald Baumgartner), der einen elitären Job bekommt, sich nicht integrieren kann und ihn – alles war ein Irrtum – wieder verliert. Zum Schluss ist er wieder bei seiner Frau und fürchtet als einziger der drei nicht mehr, etwas zu verpassen.

Nette Geschichten allesamt, lus-tig anzuschauen – aber Schlüter hat eben nichts Besonderes daraus gemacht: Brav nacheinander lässt er die Texte aufsagen und nimmt sogar den einzigen Versuch, die Akteure einander unterbrechen zu lassen, sofort zurück. Wovor hat der Regisseur hier eigentlich Angst gehabt? Petra Schellen

Nächste Vorstellungen: 26., 27.+ 28. 10., 20 Uhr, Thalia Gaußstraße 190