dieser verdammte krieg (6)
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CAROLA RÖNNEBURG führt heute das Kriegstagebuch der taz

Grüne Hobbygeneräle

Das US-amerikanische Militär setzt Streubomben gegen afghanische Zivilisten ein. Was sagen unsere Grünen dazu, die auf ihrem Länderrat am 6. Oktober beschlossen, die „schwere Entscheidung“ der Bundesregierung mitzutragen und ein „militärisches Vorgehen gegen den internationalen Terrorismus“ billigten – solange dieses darauf gerichtet sei, „die Terroristen und ihre Infrastruktur zu bekämpfen, aber die Zivilbevölkerung zu verschonen“? Nehmen sie ihren Beschluss zurück und ihre Fraktionschefs den Hut? Schämen sich die Delegierten wenigstens ein bisschen für ihre uneingeschränkte Naivität? Nichts da: Zunächst belegte die kriegspolitische Sprecherin der Grünen an diesem Freitag, dass nicht nur ihre Frisur, sondern auch das Innere ihres Kopfes der Wirkung einer Streubombe ausgesetzt gewesen sein muss. Man solle „überlegen, ob das der richtige Weg ist“, sagte Angelika Beer im Bundestag. Sie habe „große Zweifel“. Claudia Roth wiederum verlangte eine Begründung von den USA, warum, äh . . . „bestimmte Ziele“ angegriffen wurden. Ob die grüne Chefin eine Antwort vom Pentagon erhalten hat, ist nicht bekannt. Dafür äußerten sich tags darauf ihre Kollegen und Hobbygeneräle Fritz Kuhn und Rezzo Schlauch auf einer Regionalkonferenz der Partei in Stuttgart zum Thema. Die Grünen seien nun einmal „in Regierungsverantwortung“ (Kuhn); es gebe „Situationen, in denen friedliche Mittel nicht ausreichen, Frieden zu schaffen“ (Schlauch). Mit anderen Worten: „Was beliebt, ist auch erlaubt“ (Wilhelm – nicht George! – Busch).

DIENSTAG: Roger Willemsen