Hochstraßenmänner, Scheunenstürmer?

■ Das neues Album der Barnstormer, derYoung-Jünger der norddeutschen Tiefebene

Es ist nun in etwa fünf Jahre her, dass Barnstormer aus Bremen und Umgebung ihr Debüt veröffentlichten. Soeben ist auf dem Roots-Label „Taxim“ der Zweitling „Sold“ erschienen, dessen Veröffentlichung am Mittwoch im Tower gefeiert werden soll. Musikalisch sind Barnstormer bei dem geblieben, was seinerzeit schon das Debüt ausmachte: Schlichter, melancholischer Gitarrenrock, der zu allererst ganz sicher an Neil Young & Crazy Horse denken lässt. Anders als Das Weeth Experience, die anderen großen Young-Schüler der norddeutschen Tiefebene, die vor allem die weiten instrumentalen Klanglandschaften Neil Youngs explorieren, den Ambient-Charakter der epischen Crazy Horse-Momente, sind Barnstormer dem Song verpflichtet. Geschichten erzählen, vom Verlassensein, vom Unterwegssein, sprich von allem, was das angloamerikanische Modell vom Song an Prämissen hat. Dabei erinnert neben den Gitarren von Jürgen Böke und Stefan Scholz, in deren Spiel sich wie bei Young Rock-Sound mit Spieltechniken aus Country und Folk vermischt, vor allem der Gesang an die Stimme des großen alten Mannes: Ungeschult tremolierend, bisweilen liebevoll unpräzise in der Intonation die schlichten lyrischen Bildern artikulierend.

Den Fehler, nun auch noch eine Komposition des Ahnen aufzunehmen, begingen Barnstormer zum Glück nicht. Die Fremdkomposition auf „Sold“ erweist indes eher den „Outlaws“ der Country-Szene Referenz: Der Song „Highwayman“ von Jimmy Webb gehörte auch zum Repertoire des gleichnamigen Zusammenschlusses von Johnny Cash, Waylon Jennings, Willie Nelson und Kris Kristofferson.

Andreas Schnell

„Barnstormer“ spielen am 17. Oktober ab 20 Uhr im „Tower“ (Herdentor)