Lamm an Mann an Zigarette

■ Die Galerie im Park des Krankenhauses Ost zeigt „Innere

Die Hände auf die Hüften gestützt, der Blick mit leichter Skepsis auf ein unsichtbares Gegenüber gerichtet – drumherum getane Arbeit: So zeigt Bernhard Fuchs seine oberösterreichischen Landsleute am liebsten. Weil, sso ssanns hoit. Bodenständig, stabil, gschaffig – dass sie trotz dieser Attribute und Zuschreibungen auch als Individuen zu sehen sind, das macht Fuchs' Kunst aus. Offenbar verbindet ihn mit den Dargestellten ein Vertrauensverhältnis, innerhalb dessen sie sich seiner Kamera mit respektierter Distanz zeigen mögen.

Bernhard Fuchs' Arbeiten sind zwei von achtundvierzig von 850: 48 Fotografien hat Susanne Hinrichs aus der Sammlung Bernd F. Künne ausgewählt und als „Innere Räume“ in der Galerie im Park ausgestellt. Diese „Räume“ sind immer Orte einer menschlichen Selbstdarstellung, darunter viele Zimmer mit unterschiedlichen Privatheitsgraden: Von großen Bibliotheken bis hin zu intimen Schlafkabuffen. Die dazugehörigen Menschen zeigen sich oft nur ex negativa: Die Settings erzählen von ihren möglichen Eigenschaften, meist dienen Tisch oder Stuhl als Platzhalter der Abwesenden. Zum Beispiel in Miriam Bäckströms kontrastreichen Küchen- und Krankenhausbildern. Schon will das innere Auge morgenbemäntelte Kaffeetrinkerinnen oder Gipsbeinschwinger addieren, da entlarven sich die „Set Constructions“ der Schwedin als Filmstudio-Interieurs mit versteckten Scheinwerfern und Kulissenwänden. Mit dem zweiten Blick also brechen alle phantasierten Individualitäten in sich zusammen, Designstuhl und Krankenpritsche bleiben unvermeidbar fiktive Variablen.

Ganz anders Laurenz Berges Innenansichten von russischen Kasernen in Potsdam – aufgenommen nach dem Abzug der Roten Armee. Sie vermitteln monochrome Tristesse, die sich gleichwohl den Menschen statt der übergeordneten Historie widmet. Die Räume des Finnen Esko Männikkö sind unmittelbar von ihren EigentümerInnen belebt, die ihrerseits in engem Kontakt zu den Dingen und Wesen der Umgebung stehen: Ein Bauer zieht an seiner Zigarette, lässt gleichzeitig ein Lamm an der Flasche saugen, seine eigenen Nuckelfläschchen lagern im Kasten in der Ecke.

Seit etwa einem Jahr ist Claudia Hinrichs Kuratorin der Galerie im Park, und seit dieser Zeit fokussieren sich die Ausstellungen auf neumediale Bildformen – Video, Netzkunst – und Fotografie. Offenbar eine kluge Profilierung, zwei Drittel der gar nicht raren BesucherInnen kommen extra aus der Stadt nach Ost gefahren – in den speziellen Innenraum Großkrankenhaus. Henning Bleyl

Bis 28. Oktober in der Galerie im Park des Krankenhauses Ost (Buslinien 25/33/34 oder Straßenbahnlinien 1/2/10): Mi-So15 bis 18 Uhr