Die Entschädigungsfrage steht immer noch an

■ Ehemalige ZwangsarbeiterInnen aus der Ukraine besuchen Bremen

Zum dritten Mal hat der Bremer Senat ehemalige ZwangsarbeiterInnen aus Osteuropa eingeladen. Die 18 Frauen und Männer aus der Ukraine waren vor mehr als 50 Jahren nach Bremen verschleppt worden. Sie schufteten in der Rüstungs-produktion und anderen Industriebetrieben. Aber auch kommunale Einrichtungen und Privathaushalte haben die ZwangsarbeiterInnen als Lastenträger, Hausmädchen und Wäscherinnen ausgenutzt. „Trotzdem haben viele den Wunsch, noch einmal zurückzukehren“, betont Peter Härtl. Der Mitarbeiter des Arbeitsressorts möchte den UkrainerInnen zeigen, dass Bremen sich seit dieser Zeit verändert hat. „Wir sind dankbar, dass unsere Besucher es auf sich genommen haben zu kommen, auch wenn die Erinnerungen an diese Zeit sie schmerzen.“

Die Frauen und Männer sollen in den nächsten sieben Tagen Gelegenheit haben, ihre Erfahrungen aufzuarbeiten. Mitglieder des Vereins „Waljeran Wrobel“ werden die Betroffenen zu ehemaligen Arbeits-stätten und -lagern fahren und mit ihnen Gräber besuchen.

80.000 ZwangsarbeiterInnen haben nach Schätzung von Hartmut Müller bis Kriegsende in Bremen gelebt. Viele von ihnen sind heute tot. Von den Gästen aus der Ukraine ist nur einer unter 70 Jahren. Er kam damals in Bremerhaven zur Welt. Alle warten noch auf die versprochenen Entschädigungszahlungen. „Ich bekomme das Geld erst in fünf Jahren, obwohl meine Regierung es schon hat. Was ist, wenn ich dann tot bin?“, ärgert sich eine Frau. Auch andere klagen über lange Bearbeitungszeiten. Hartmut Müller berichtet: „Die Besucher fragen als Erstes nach dem versprochenen Geld.“ Ausgerechnet diese Frage lasse sich aber nicht in Bremen beantworten. „Bis heute wissen wir nur, dass Personen über 80, Behinderte oder Menschen, die in einem KZ gelebt haben, ihr Geld früher bekommen als andere“, bedauert er.

Melanie Haselhorst