Der Reim-Komplex

■ Unterwegs auf dem polyrhythmischen Fluss: Der New Yorker Rapper Mr. Complex stellt sein neues Album vor

Gut organisierte Verwirrung lautete eine Devise Mitte der 90er in New York. Die Rapper der alten Schule um Kurtis Blow und Co. wollten nicht mehr weiter, und schon damals gab es kluge Rapper, die dem Gangster-Image einiger neuer Protagonisten nicht über den Weg trauten.

Mr. Complex war dabei einer, der nie für großes Aufsehen sorgte und mit seiner Musik nie die Welt retten wollte wie so viele seiner Kollegen. Er beschränkte sich darauf, mit vielen Maxis und nur mittelmäßig bekannten, aber heiß gehandelten Kollaborationen einen eigenen Stil zu finden. Ein Stil, der sich in seiner Wortvielfalt trotzdem nie auf einfache Reime beschränkt, sondern so verschachtelt daherkommt, dass der Zuhörer nur darauf wartet, dass Complex den Fluss verliert.

Kaum ein Rapper hat sich so früh mit der Vielschichtigkeit des Reimflusses auseinandergesetzt wie Mr. Complex. Mit DJ Spinna, Shabaam Shadeeq und anderen war er Teil der legendären Poly Rhythm Addicts und begründete einen Stil, der heute durch Künstler wie Madlib fortgeführt wird. Irre Wortakrobatik mit feinem Gespür für fremdproduzierte Beatkonstruktionen von L-Fudge, Lee Stone und Punch and Words kennzeichnen sein ers-tes Album nach zwei Jahren, das er jetzt präsentiert. Oke Göttlich

heute, 22 Uhr, Ganja-Club (Hamburger Berg 13)