Ausgebremster Spaß

■ Brüllen vor Lachen: Das Hamburger Publikum liebt Ulrich Tukur und seine „Rhythmus Boys“, was immer sie auch tun

Die Hamburger lieben ihn, ihren Ulrich Tukur. Sie verzeihen ihm, dass er nach Venedig gezogen ist, und freuen sich, wenn er mal wieder vorbeikommt in Hamburg. Und wenn er dann sogar noch auftritt, kann er machen, was er will. Sie lieben ihn eben, den Tukur. Da sehen sie ihm nach, dass seine Witze eigentlich Plattitüden sind und manche seiner Einlagen an einem unglücklichen Abend in der Mitternachtsshow des Schmidts irgendwie dazu gehören würden. Und das an einem Abend in der Musikhalle, an dem selbst die Hörplätze fast 50 Mark kosten, aber ein Ärgernis sind.

Um es kurz zu machen: Sie waren eine Enttäuschung, Ulrich Tukur und die Rhythmus Boys mit ihrem Programm „Wunderbar, dabei zu sein“. Das lag zum einen an der Musikhalle als völlig unpassendem Rahmen: Nicht nur, dass in dem feinen Haus längst nicht jeder Platz auch ein Platz ist, von dem aus man die Bühne sehen kann – für klassische Musik vielleicht kein Prob-lem. Aber Tukur hätte man doch gerne auch gesehen, wo er schon mal da ist.

Doch auch das Hören war nicht selbstverständlich. Mancher Witz und mancher Liedtext ging im Miss-Mix unter. Vielleicht auch eine Gnade, wenn Plaudereien so platt sind wie „und Ilse Werner pfoff ja nicht nur, sie konnte ja auch ganz hervorragend singen“. Das überwiegend ältere Publikum in der ausverkauften Musikhalle brüllte vor Lachen.

Ulrich Tukur hätte seine Überleitungen von einem Schlager der 30er und 40er zum nächsten zu-gunsten der Musik besser kurz gehalten. Immer, wenn wunderschöne Nummern wie der „Windhundwalzer“ oder „So wird's nie wieder sein“ das versprochene Wohlbefinden hervorriefen, wurde es gleich wieder ausgebremst, indem Tukur auf Tom Stromberg herumhackte oder der Kollege Kontrabassist den Anzug lüpfte und zum Bauchtanz mit demselben wippte. Am Ende sang Tukur „Heimweh“ und verbeugte sich damit vor seinem Hamburg, das an diesem Abend seltsam war. Sandra Wilsdorf