Fiese Figuren: Blut im Mann
■ Das Packhaus-Puppentheater goes Drama und erschafft Monstrosität
Die Bremer Puppenspielszene expandiert. Im „Theatrium“ im Schnoor treibt nun auch Ulrike Andersen ihr Wesen. Mit „Lady Macbeth“ mischt Ulrike Andersen echtes Drama in das bisher von Produktionen wie „ADDAMS Familiy“ und „Pippi Langstrumpf“ dominierte Programm.
In blutrotem Gegenlicht entwickelt die Figurenspielerin ihr Mordkomplott, treibt als Lady Macbeth den Mann zum Königsmord: „Nimm du den Dolch, sein Griff sucht deine Hand – dies alte Eisen, das Könige tauscht.“ Es ist faszinierend zu sehen, wie in der Holzbalken-Wohnzimmer-Gemütlichkeit des Zimmertheaters Monstrosität entsteht, wie Andersen aus kleinen Puppen fiese Mordgeschöpfe macht. Aus dem Off dringen innere Stimmen von Treibern und Getriebenen. Ganz wie in klassischen Macbeth-Inszenierungen bleibt die Bühen als Trümmerfeld zurück („Wer hätte auch gedacht, dass so viel Blut in diesem alten Mann noch ist“) und erst, wenn das Licht wieder angeht, realisiert man das Puppenstubige des Theaters. Vorher war Drama auf engstem Raum.
HB
Morgen und übermorgen (20 Uhr) im Theatrium. Infos unter Tel.: (0421) 32 68 13
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