„Donnerstag bleibt Spielplatz“

Maybrit Illner über „Berlin Mitte“, den sonntäglichen Sonntag und TV-Politainment

taz: Diese Woche gibt es gleich zweimal „Berlin Mitte“: Auf die Donnerstagsausgabe folgt wieder ein sonntägliches „Spezial“. Robbt sich Ihre Sendung, pünktlich zum zweiten Geburtstag, an einen ständigen Sonntagstermin ran?

Maybrit Illner: Definitiv nein. Die Bedeutung der Berlin-Wahl ist so immens – gerade für die Bundespolitik –, dass sich das ZDF entschlossen hat, die Wahlberichterstattung quasi mit uns ab 20.15 Uhr fortzusetzen. Das ist bestimmt nicht die Regel und wird auch keine Tradition.

Aber vielleicht ein Trend?

Noch nicht einmal das. Es geht nicht um Frontstellungen im Programm, sondern um das schlichte Bedürfnis nach Information an diesem Abend.

Trotzdem: Die ARD hatte diskutiert, ihre Politmagazine vom Donnerstag auf den Dienstag zu schieben.

Ja, weil sie offenbar mit den Quoten unzufrieden ist. Das sind wir nicht. „Berlin Mitte“ ist nachweislich das erfolgreichste 22.15-Uhr-Programm des ZDF. Darüber sind nicht nur meine Redaktion und ich sehr froh, sondern auch das Mutterhaus in Mainz. Der Donnerstag bleibt unser Spielplatz, und wenn wir jetzt zusätzlich einmal am Sonntag laufen, dann aus dem sicheren Gefühl heraus, dass es ausgerechnet an diesem Sonntag eine Menge zu bereden geben wird.

Und die Sonntagskonkurrenz „Christiansen“, die vor allem quotenmäßig schon in einer anderen Liga spielt?

Sie holt auf ihrem Sendeplatz das Optimum, und wir bemühen uns, das auf unserem zu tun. Sie und ihre Redaktion machen einen guten Job. Aber „Sabine Christiansen“ profitiert natürlich auch von einem Vorprogramm, das in der Regel „Tatort“ heißt und ein Millionenpublikum zur ARD holt.

Polit-Talk hat sich auf allen Kanälen breit gemacht: Führt das nicht irgendwann zu einem Überangebot?

All die, die glaubten, dass Information und Politik von Comedy und Unterhaltungsformaten an die Wand gedrückt werden, sind doch Lügen gestraft worden.

Polit-Talk ist doch auch Unterhaltung . . .

Wenn die Leute sich auch unterhalten fühlen, ist das gut. Aber letztlich geht es immer um Politik. Weil da etwas besprochen wird, was sie beschäftigt. Dennoch stehen alle Sendungen in einem Wettbewerb um die Themen – und vor allem die Gäste. Konkurrenz ist sinnvoll, weil sie bekanntlich das Geschäft belebt. Es wäre grauenhaft, wenn wir nur eine nennenswerte Sendung dieser Art hätten. Es gibt bestimmt mehr als eine interessante Gästerunde zu einem Thema.

Die Zahl der echten Experten – das merkt man gerade dieser Tage beim Thema Afghanistan – und Spitzenpolitiker ist doch aber nicht unbegrenzt vermehrbar . . .

Aber es gibt immer wieder interessante Leute, die wir entdecken können – und die uns nach hartnäckigen Nachfragen nach einer gewissen Zeit auch zusagen. Wir haben z. B. endlich geschafft, für die heutige Sendung den renommierten Militärexperten Paul Beaver aus London einzufliegen, wir werden den ehemaligen Geheimdienstkoordinator Schmidbauer begrüßen . . .

. . . den Kanzler hatten Sie bisher noch nicht, hätten ihn aber aber auch mal ganz gerne . . .

Ja. Und dazu wird’s bestimmt auch kommen.

Und was kommt danach? Politiker interviewen Politiker, wie bei Friedman?

Friedman versteht sich doch zu Recht als Journalist, und die Spekulation, dass Gregor Gysi ein eigene Talkshow bekommt, hat sich ja nun auch erst einmal erledigt. Was allerdings unbedingt verhindert werden sollte, ist, dass Moderatoren Moderatoren interviewen. Finden Sie nicht?INTERVIEW: STEFFEN GRIMBERG