Bessere Vorsorge gefordert

Koalition bringt Antrag für verbesserte Brustkrebsvorsorge in den Bundestag ein. Mit dem Screening-Verfahren könnte die Sterblichkeit um bis zu 30 Prozent reduziert werden

BERLIN taz ■ Etwa vier Millionen Mal pro Jahr werden Frauen in Deutschland mit Hilfe von Röntgenaufnahmen, der sogenannten Mammographie, auf Brustkrebs untersucht. Aber obwohl der Arzt dadurch erste Anzeichen einer Erkrankung feststellen sollte, sind die Diagnosen nach Angaben des Aachener Krebszentrums in 80 Prozent der Fälle falsch. Um das zu ändern, wollen SPD und Grüne heute einen Antrag unter dem Motto „Brustkrebs – Mehr Qualität bei Früherkennung, Versorgung und Forschung“ in den Bundestag einbringen, mit dem die Bundesregierung aufgefordert wird, ein flächendeckendes „Sreening-Programm“ einzuführen.

Das sogenannte Screening-Verfahren ist eine regelmäßige, flächendeckende Vorsorgeuntersuchung bei Frauen zwischen 50 und 70 Jahren. Damit soll Brustkrebs in einem möglichst frühen Stadium erkannt werden. In anderen Ländern, wie zum Beispiel in Skandinavien oder Holland, wird das Verfahren schon seit einigen Jahren eingesetzt.

Auch andere Länder ziehen nach, zumal es eine europäische Richtlinie zur Qualitätssicherung der Brustkrebsvorsorge gibt. „In Deutschland ist die Sterblichkeit in den letzten Jahren im Gegensatz zu anderen europäischen Ländern nicht gesunken“, kritisiert Helga Kühn-Mengel von der SPD, die den Antrag maßgeblich initiiert hat. Dass es in Deutschland pro Jahr allein 25 bis 30 Prozent falsche Positivbefunde gibt, liege unter anderem an der mangelnden Erfahrung vieler Radiologen. Mehr als 5.000 Befunde pro Jahr und Radiologe will die EU-Richtlinie, in Deutschland sind es durchschnittlich 2.000. Die Röntgenbilder sollten routinemäßig von zwei Ärzten begutachtet werden, um Fehldiagnosen zu verhindern. Geräte müssen jeden Tag gewartet und das Personal besser geschult werden.

Am wichtigsten ist jedoch, inwieweit sich Frauen auf die regelmäßige Vorsorge einlassen werden, die dann auch von den Krankenkassen bezahlt werden würde. Nur wenn mindestens 70 Prozent der Frauen erfasst werden, ist das Screening sinnvoll. „Transparenz ist hier wahnsinnig wichtig, die Frauen müssen sehr gut informiert sein“, so Kühn-Mengel. Kritiker hatten immer wieder bemängelt, dass der individuelle Nutzen für Frauen bei diesem Verfahren eher gering sei. „Wenn ich aber 3.000 bis 4.000 Frauen pro Jahr retten kann“, macht Kühn-Mengel deutlich, „lohnt sich das doch auf jeden Fall!“ SUSANNE AMANN