dieser verdammte krieg (viii)
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CAROLA RÖNNEBURG führt heute das Kriegstagebuch der taz

Tölpel rules okay?

„Im Flüchtlingslager gewesen, geweint.“ Nach Claudia Roths Rückkehr aus Pakistan plädierte der grüne Parteirat für eine Aussetzung der Bombardierung Afghanistans. Humanitär im grünen Sinne ist, wenn Bomben nur auf satte Menschen geworfen werden dürfen. Eine kleine Veränderung gibt es auch bei der bundesrepublikanischen Demokratie zu vermelden. In diesen Tagen informiert der Bundeskanzler regelmäßig die Partei- und Fraktionschefs des Deutschen Bundestages in vertraulichen Einzelgesprächen, was er zu tun gedenkt. Danach erklären die Mitglieder des Zirkels, sie fühlten sich bestens informiert – sagen aber nichts. Bis auf Michael Glos. Der Berliner CSU-Landesgruppenchef hat ausgeplaudert, dass ein Einsatz der Bundeswehr im Gespräch sei. Nun ist Glos leider kein Wolfgang Neuss, der einer gebannten Fernsehnation den Spaß an einem Krimi-Mehrteiler verdirbt. Glos konnte einfach nicht den Rand halten und wurde von SPD-Fraktionschef Peter Struck denn auch prompt als „unbedachter Tölpel“ bezeichnet. Dank Tölpels Mitteilungsbedürfnis wird es nun wohl zu einer Bundestagsdebatte kommen. In deren Verlauf werden wir Folgendes hören: Dass 1. Sarajevo ohne Nato-Einsatz noch heute bombardiert würde. 2. Milošević immer noch in Belgrad säße. 3. Deutschland logischerweise in den Krieg zieht. 4. Die Grünen sich deshalb nicht spalten, sondern zusammenreißen müssen. Weiteren Informationen über die Verfasstheit der Republik entnehmen Sie bitte der korrigierten und gekürzten Neuauflage des Buches „Der Kanzler wohnt im Swimmingpool“.

MORGEN: Roger Willemsen