Schill: Verdächtig Gnadenlos

Der designierte Innensenator und zweite Bürgermeister Ronald Schill (Schill) hat sich bisher nicht als Politiker, sondern als Amtsrichter einen Namen gemacht: „Richter Gnadenlos“. Den Wechsel in die Politik hat er selbst nie als Karrierestreben, sondern als Verzweiflungstat dargestellt: Die Verhältnisse in der Stadt, in der er aufwuchs und sich mittlerweile nicht mehr sicher fühle, hätten ihn zu diesem Schritt gezwungen. Seit Schill in die Politik ging und die Partei „Rechtsstaatlicher Offensive“ gründete, ist er als Richter beurlaubt. Der Jurist war seit 1993 bei einer Strafkammer am Amtsgericht, ehe er ans Zivilgericht versetzt wurde – was er als Bestrafung empfand. Kurz darauf saß Schill selbst beim Hamburger Landgericht auf der Anklagebank: Ihm wurde vorgeworfen, Rechtsbeugung und Freiheitsberaubung an zwei Prozesszuschauern begangen zu haben. Im Oktober 2000 verurteilte ihn das Gericht zu einer Geldstrafe in Höhe von 12.000 Mark. Der Bundesgerichtshof verwies den Fall Anfang September zur Neuverhandlung in die Hansestadt zurück. Im kommenden Jahr wird sich Schill als erster Hamburger Innensenator der Geschichte strafrechtlich verantworten müssen. ee