Elfi muss zum TÜV

■ Alle zehn Jahre ist Großrevision im Kraftwerk Hafen Block 6 Eine Fotoreportage von Kay Michalak

Der Mensch sollte sich mindestens einmal pro Jahr durchchecken lassen, Autos müssen alle zwei Jahre zum TÜV, Politiker stehen alle vier Jahre auf dem Prüfstand – auf dem des Wählers. Und Elfi? Das Monster aus Stahl, Kupfer, Gummi und Beton ist nur einmal pro Dekade dran. Dafür aber auch besonders gründlich: Derzeit wird Block 6 im Kraftwerk Hafen komplett überprüft – nach 100.000 Betriebsstunden, in denen er aus Kohle Strom produzierte. Bis zu 100 Arbeiter werkeln seit dem 5. Oktober an Elfis „Großrevision“. Bis zum 21. Januar soll der TÜV-Termin dauern. Solange müssen die anderen drei Bremer Kraftwerksblöcke Elfis Job übernehmen. Elfi, so hieß übrigens die Frau eines ehemaligen Kraftwerkdirektors.

Aus den Steckdosen von 75.000 Bremer Haushalten kommt der Strom von Block 6. Das Steinkohlekraftwerk hat 300 Megawatt Leistung. „Absolut umweltfreundlich“, wie Marlene Odenbach von der Swb versichert. Sogar das aus der Weser entnommene Kühlwasser sei sauberer als vorher. 150 Millionen Kubikmeter braucht Elfi pro Jahr, um nicht zu heiß zu werden – soviel wie in eine Milliarde Badewannen paßt.

Derzeit darf die Weser in Frieden fließen, da das Kraftwerk samt Turbine fast komplett demontiert, gereinigt und geprüft wird. Das ist nötig, da Elfi beim Stromproduzieren verdammt viel aushalten muss: Es entstehen Temperaturen bis zu 530 Grad, der Dampfdruck steigt auf 180 Bar – ein Autoreifen hat nur einen Druck von rund zwei Bar. Kai Schöneberg