Weiland-/Bartz-Kommentare
: Der Luftkrieg war und bleibt falsch

Severin Weiland fand, dass die Forderung der Grünen-Chefin Claudia Roth unbegründet sei, die Bombardierung von Zielen in Afghanistan auszusetzen. Dies wäre ein Sieg für Bin Laden. Dietmar Bartz argumentierte, dass die Kritiker am Krieg von unrealistischen Annahmen ausgingen. Beide Kommentare haben eine Vielzahl von – meist ablehnenden – Leserbriefen ausgelöst. Der taz schien es wichtig, sie möglichst breit zu dokumentieren.

betr.: „Plötzlich in Islamabad“ (Weiland), „Flucht vor der Beweislast“ (Bartz), taz v. 16. 10. 01

Der Luftkrieg gegen Afghanistan mit seinen vorhersehbaren Konsequenzen, nämlich um die politischen einmal außer Acht zu lassen, der im vollen Gang befindlichen humanitären Katastrophe, war falsch und bleibt dies auch nach den vergangenen Bombennächten und -tagen. Die rot-grüne Bundesregierung geht in dieser Situation bisher den Weg des geringsten Widerstandes und des vermeintlich geringsten politischen Risikos. Innenpolitisch mit der Unterstützung durch den weit überwiegenden Teil der Opposition, außenpolitisch durch den kritik- und bedingungslosen Schulterschluss mit den Amerikanern. Dies offenbart einen bedauernswerten Mangel an politischem Mut, der wiederum in einem bemerkenswerten Widerspruch zu dem Mut steht, der Soldaten in einer kriegerischen Auseinandersetzung abverlangt wird.

Wer Außenpolitik als die bestmögliche Vertretung der Interessen eines Landes definiert, muss dieser Bundesregierung attestieren, dass sie weit hinter dem politisch Möglichen und Gebotenen zurück bleibt. Die gute Darstellung von Politik taugt im Medienzeitalter vielleicht zu guten Popularitätswerten, sie kann eine an den eigenen Interessen ausgerichtete Außenpolitik aber nicht ersetzen. Gottseidank kann man über all dies in der Regel auch in der taz lesen, jedenfalls, wenn der taz-Kommentator nicht gerade einen Blackout hat.

TARIK TELL, Bonn

Auf „unrealistischen Annahmen“ beruhten die Vorschläge der Friedensbewegung, meint Dietmar Bartz. Die Vorstellung, mit Ursachenbekämpfung, mit Hilfe der UNO oder eines internationalen Gerichtshofs „neue Anschläge von al-Qaida verhindern zu wollen“, sei „absurd“. Dabei wird stillschweigend unterstellt, dass die Militärschläge auf realistischen Annahmen beruhen und potenziell geeignet seien „die nächsten Anschläge zu verhindern“.

Ist es realistisch, Bin Laden, der sich vermutlich längst in sichere Regionen abgesetzt hat, auf diese Weise zu finden? Ist es realistisch, dass mit der Ausschaltung weniger zentraler Köpfe ein ganzes Terrornetzwerk zerstört wird? Ist es realistisch, dass keine Rächer nachwachsen, die allen Grund haben, „die westliche Welt“ zu hassen? Ist es realistisch, dass die Konflikte in Nachbarstaaten wie Pakistan und Indien unter der Decke bleiben? Bartz scheint daran selbst zu zweifeln. „Ob die Bomben und Raketen . . . angemessen sind, das kann derzeit noch niemand beurteilen“ meint er. Dass die Opfer gerechtfertigt sein könnten, sei nichts weiter als eine „Hoffnung“. Also auf eine Hoffnung hin ist es gerechtfertigt, nicht nur direkt Menschen zu töten, sondern auch millionenfaches Flüchtlingselend auszulösen? Innerstaatlich würden wir dies niemals akzeptieren.

Wenn Polizisten ein voll besetztes Restaurant sprengten in der „Hoffnung“, damit einen sich dort verbergenden Massenmörder zu treffen, gäbe es mit Recht einen Aufschrei des Entsetzens. [. . .] Dass wir dieses Vorgehen in fernen Ländern akzeptieren, ist nichts weiter als Rassismus.

Nein, vielleicht wissen wir wirklich nicht, welche Mittel „weitere Anschläge verhindern könnten.“ Die Friedensbewegung weiß es nicht besser als die Bellizisten. Vielleicht müssen wir verstehen lernen, dass es Situationen gibt, in denen man wenig Sinnvolles tun kann. Sich dazu zu bekennen, erfordert Mut. Statt dessen durch symbolische Politik scheinbar zu handeln, ist eine große Versuchung. Nur wenn bei dieser symbolischen Politik massenhaft Menschen sterben, dann hört der Spaß auf.

CORINNA FISCHER, Berlin

Ich verstehe mich eher als Liberaler, der sich normalerweise mit der Süddeutschen oder der FAZ informiert. Um aber auch mal was anderes zu sehen, habe ich probeweise die taz bestellt. Und mir ist sehr positiv aufgefallen, dass sie auch kritisch mit den Linken umgehen.

So gefällt mir Ihr Kommentar vom 16.10.2001 „Plötzlich in Islamabad“ über die Forderung der Grünenchefin, die Luftschläge auszusetzen, sehr gut. Frau Roth scheint zwar gerne lau zu baden, ohne nass werden zu wollen. Wenn man eine Militäraktion mitträgt, dann darf man sich nicht ein paar Tage später verwundert zeigen, wenn auch Unschuldige zu Schaden kommen. [. . .] Mich stört, dass Frau Roth sich hinter dem Wort „Aussetzen“ versteckt. Sie meint ja doch eher beenden. Oder wie stellt sie sich ein Aussetzen vor? Dass man mal ein paar Tage die Bombardierungen stoppt, ein paar Lastwagen mit Lebensmitteln und Zelten nach Afghanistan bringt und dann weiterbombardiert? Wie kann man so naiv reden? [. . .]

Ich muss Ihnen als linke Zeitung wirklich das Lob machen, solche Meinungen von pazifistischen Gutmenschen nicht einfach hochzujubeln, sondern kritisch zu hinterfragen. [. . .]

MARKUS RABE, Würzburg

Stellvertretend für die Medienlandschaft insgesamt fällt der taz auch nur ein, alles, was Bündnis 90/ Die Grünen entscheiden, für falsch zu halten. Stimmt der Länderrat unter Bauchweh und mit klar definierten Kriterien Militärschlägen zu, wird das von der taz kritisiert. Überlegt sich der Parteirat, dass eine Waffenpause aus humanitären Gründen vielleicht nicht so blöd wär, kritisiert das: schon wieder die taz. Bei aller Pluralität: so geht’s ja nun auch nicht.

TILL WESTERMAYER, Freiburg

Bombardierungen stoppen oder aussetzen? Warum? Zählt denn das Leben von Afghanen, die Opfer US-amerikanischer Bomben werden, etwa soviel wie das Leben US-amerikanischer Terroropfer? Nein, natürlich nicht.

Draufhauen ist angesagt. Dann schnappen die Amis vielleicht ja sogar Bin Laden. Und wenn’s nicht gleich klappt, muss man eben noch Jahre weiterbomben.

Dass „al-Qaida“ ein Netzwerk darstellt, das sich durch die „Ausschaltung“ Bin Ladens vielleicht schwächen, aber kaum vernichten lässt – wen interessiert das schon? Müssen eben andere Länder auch bombardiert werden. Und wenn in der Folge Terroristen den Krieg nach Europa tragen? Was soll’s dann müssen wir uns eben mit einem Polizeistaat dagegen schützen. Schily, Schill und Stoiber wird dazu schon genug einfallen.

HORST SCHIERMEYER, Zittau

Genau, Herr Weiland, die im wahrsten Sinne des Wortes „lebenswichtige“ Versorgung der Zivilbevölkerung in Afghanistan ist nicht so wichtig, denn eine dazu notwendige Unterbrechung der Luftangriffe könnte von Bin Laden als Sieg verkauft werden.

Was zählt da die humanitäre Katastrophe in Afghanistan, die mit dem Wintereinbruch noch schlimmer werden wird?

Unabhängig von einer Bewertung der späten Erkenntnis des grünen Parteirates – denn war der Ablauf der Angriffe und die Folgen für die Zivilbevölkerung nicht genauso vorhersehbar? – zynischer kann nicht mehr kommentiert werden. Aber vielleicht war der Kommentar ja auch nur als Bewerbungsschreiben für die Presseabteilung des Pentagons oder der Hardthöhe gedacht?

UWE HONECKER, Freiburg

Wenn dir jemand sagt, dass es zum Krieg keine Alternative gibt, dir aber gleichzeitig vorhält, die Alternativen (politische, geheimdienstliche, ökonomische) zu ignorieren, dann stimmt doch was nicht. Er sagt auch, du hättest keine Argumente. Sein einziges lautet: Der Kampf gegen den Terror ist nur mit militärischen Mitteln zu gewinnen. Dessen Wahrheitsgehalt ist ebensowenig zu beweisen, wie zu widerlegen. Und woran liegt das? „Wir stehen noch am Beginn des Krieges.“ Dann werden wir also in ein paar Jahren sehen, welche Entscheidung heute hätte gefällt werden müssen. Solange ist egal was passiert, sagt einem ja schließlich keiner, hauptsache es passiert was.

Zuletzt: Dass es nun mal „keinen sauberen Krieg“ gibt, ist immer noch ein Argument gegen den Krieg, nicht dafür. Opfer, egal ob zivil oder nicht, sind keine Begleiterscheinung. Sie sind nicht die andere Seite der Medaille, die Medaille ist daraus gemacht. Das muss man nicht hinnehmen.

FRANK BERNARD, Münster

Hallo Dietmar Bartz: Nicht jeder, der über Bomben nachdenkt, ist „bedingungslos friedensbewegt“. Geradezu unfair fand ich aber Ihre Aufzählung von „schlechten“ Vorschlägen, wie man des Terrorismus jenseits von Bombardements Herr werden kann.

Denn, das müssen auch Sie zugeben: Diese Liste zeigt nicht nur, dass das schwer sein wird, sondern dass es Sinn macht, darüber nachzudenken. Einfach zu sagen „Außer Bomben macht nix Sinn“ ist wohl etwas kurz gedacht. Oder?

Denn so bedingungslos wir auch bomben – ewig kann das doch nicht sinnvoll sein. Und da man von den drei zivilen Säulen der Anti-Terror-Initiative aus Washington und Berlin in letzter Zeit nicht viel hört, fände ich es schon eine gute Idee, wenn in diesem Zusammenhang auch friedensbewegte Gruppen integriert werden und diese nicht jetzt schon „wg. militärischer Inkompetenz“ polemisch wegbombt werden.

Aber genau das ist bei der taz derzeit üblich: Im Leitartikel höhnt Severin Weiland über Claudia Roth, da die sich bislang noch nicht als Militärexpertin einen Namen gemacht habe und sich trotzdem zu Wort melde. Ist das so? Militärexperten können nur die sein, die bedingungslos zuschauen, was Amerika macht? Eine etwas differenziertere Meinung zu haben oder gar das Wort zu erheben, dürfen wir in unserem Sandkasten nicht? Okay, ich bin auch kein Miltiärexperte (wie sieht das eigentlich mit Severin Weiland aus?). Ich kann also nur aufmerksam die Informationen sammeln und mir ein teils emotionales Bild machen. [. . .] ERIC KUBITZ, Stuttgart

Die jetzt bevorstehende humanitäre Katastrophe war schon vor Beginn der Luftangriffe abzusehen. Und daher waren all die schönen Formeln und Grünen-Beschlüsse von den „Militärschlägen gegen Terrorsten und ihre Infrastruktur“, die sich nicht gegen die afghanische Bevölkerung richten sollten, bestenfalls naiv, schlimmstenfalls eine gezielte Manipulation der öffentlichen Meinung. Schade nur, dass Severin Weiland derlei Beschönigungen des Krieges nicht etwa anprangert, um das Kriegsgeschehen kritisch zu hinterfragen, sondern im Gegenteil um die Kriegsbefürworter gegen ernstzunehmende humanitäre Einwände zu immunisieren.

JENS KENDZIA, Bonn

Das ist der blanke Zynismus! Erst wird die Bombardierung Afghanistans von den Grünen in aufwendiger Rechtfertigungs-Rhetorik begründet.

Und nun, nachdem die ersten (zu erwartenden) schrecklichen Auswirkungen auf die Zivilbevölkerung bekannt werden, wird eine Feuerpause gefordert. Aber nach einer Pause geht es bekanntlich weiter!

Geht es eigentlich noch verkommener? Meine Bitte an Schwezzo Schlauch und seine Olivgrünen in Berlin: Haltet eine Weile die Klappe! Das würde uns sehr gut tun. Der grünen Partei sicherlich auch.

HARALD FINKE, Weyhausen

Nun ihr Kommentator (Weiland) übersieht, dass die Grünen eine gewisse Taktik eingeschlagen haben: Rezzo Schlauch und Fritz Kuhn schweigen bedenklich. In Berlin fühlt man sich als Weltgestalter und Kosmopolit. Einer redet von Kriegseinsätzen, der andere von Humanität, Frau Müller darf sich an vorderster Front verschleißen, weil einige der Protagonisten wissen, dass es sich um ein Thema handelt, wo man sich verbrennen kann. Lovely Claudia darf den humanstischen Engel geben. Im Kern aber geht es nur um die schönen Jobs in Berlin, die sind aber jetzt gefährdet.

Sicherlich würde Herr Schlauch auch in Stuttgart nicht verhungern, für gepflegtes Essen und Genuss ist er ja bekannt. Sicherlich ist das schwieriger für den armen hungrigen Afghani, der nun halt zur falschen Zeit am falschen Ort sich aufhält. In der Politik liegt ein gewisser Opportunismus begründet, was gestern gefragt war, ist heute schon out. Gestern war man Pazifist. Heute Modernist. So gesehen ist die Haltung der Grünen nicht wirklich neu. Politik ist halt schmutzig.

ULI WAHL, Ehningen

Die Unfähigkeit der Grünen eine Strategie im Kampf gegen den Terrorismus zu entwickeln, kann tatsächlich noch überboten werden. Zum Beispiel im taz-Kommentar „Plötzlich in Islamabad“, wo Krieg und Bomben gegen den Terrorismus gerechtfertigt werden. Ich hatte die Auslieferung von Milošević mehr auf die Stärkung der demokratischen Kräfte in Jugoslawien zurückgeführt. Aber vielleicht sollten wir den Gedanken des Kommentators weiterentwickeln? Sind die USA eigentlich bereit, ihr eigenes Land zu bombardieren, damit Herr Kissinger endlich an einen internationalen Gerichtshof überstellt wird und für seine terroristischen Verbrechen in Chile, Kambodscha und Vietnam zur Verantwortung gezogen wird? Wie sollen wir mit den terroristischen Verbrechen von Herrn Putin in Tschetschenien umgehen? [. . .]

Lasst uns den Terrorismus überall anprangern, wo er sein hässliches Gesicht zeigt und aufhören mit doppelten Standards und Heuchelei. Vielleicht gewinnen wir dann an Glaubwürdigkeit und haben wirklich eine Chance im Kampf gegen Ussama Bin Laden und den internationalen Terrorismus.

REINHARD HUSS, Heidelberg

Als tragische Schmierenkomödiantin kann ich der höchst ausgewogenen Analyse von Severin Weiland nicht ganz folgen:

Afghanistan ist nicht Jugoslawien und Krieg ist nicht gleich Krieg. Wer sich für begrenzte, zielgerichtete Aktionen ausspricht, muss nicht automatisch mitziehen, wenn falsche Entscheidungen, wie der Einsatz von Streubomben, gefällt werden. Die Ausschaltung der al-Qaida schließt humanitäre Hilfe nicht aus. Es wurde höchste Zeit, dass die Grünen Stellung beziehen.

Ich halte es für gut und richtig, dass Claudia Roth und der Parteirat die Vorschläge der UN-Menschenrechtskommissarin Robinson aufgreifen und hier die richtigen Fragen stellen – selbst wenn ein Quentchen Kalkül diese Entscheidung befördert haben sollte!

REGINA ROSIN, Kiel

Muss man heute ein komplettes strategisches Alternativkonzept vorlegen, wenn man seiner Sorge Ausdruck verleihen möchte? Und „dreinreden“ darf man auch nicht, wenn der starke Partner . . . Muss ich selbst kochen können . . . ich spar mir das. Bitte nächstes Mal ein bisschen mehr I- und EQ.

WOLFGANG SEE, Berlin

Ich finde im Kommentar eigentlich keinerlei Idee, die irgendwie bemerkenswert wäre, dafür ist es doch sehr einseitig, den Grünen vorzuwerfen, sie würden sich schlecht vermarkten, nicht aber dem Mainstream, dass mit dessen Kriegslogik enormer Schaden angerichtet wird. [. . .]

ULI VOELCKERS, Wissembourg, Frankreich

Laut Bartz sind die „[. . .] Gründe wie Ziele des Afghanistankriegs [. . .] schon seit Wochen klar. Zur Erinnerung: Er ist Teil einer Anti-Terror-Offensive, die sich politischer, geheimdienstlicher, ökonomischer und militärischer Mittel bedient, um die al-Qaida-Strukturen zu zerschlagen.“

Erstens ist dies nicht wahr, denn in der Mehrzahl der bisherigen Attacken wurden – soweit wir dummes Volk informiert werden – militärische Einrichtungen der Taliban angegriffen und es wird unverholen eine Schwächung des militärischen Flügels der Taliban angestrebt, die dann der Nordallianz die Eroberung Kabuls und den politischen Umsturz gestatten soll. [. . .]

Zweitens ist der „Krieg gegen den Terror“ insgesamt mit entweder höchst vagen oder aber komplett illusorischen Zielen versehen. Die Formulierungen erinnern sehr stark an „den Krieg zu enden alle Kriege“. Die Ziele sind nicht klar, weil keine konkreten Erfolgskriterien vorliegen, die erlauben würden zu entscheiden: Jetzt ist er zu Ende, der Krieg. Sicher, die Amerikaner wollen Bin Laden „tot oder lebendig“. Aber: „Das reicht nicht“. Sicher, die al-Qaida soll zerschlagen werden. Aber: „Das reicht nicht“.

Wann also soll der „Krieg gegen den Terror“ erfolgreich beendet sein? Terroristen wird es wohl immer geben.

Derweil ziehen die USA mithilfe der mondialen Psychose den ganzen Planeten in ein militärisches und politisches Abenteuer, dessen Ausgang die Welt kaum zu einem besseren Ort machen wird. Und sie lassen uns nicht mal die Wahl, ob wir da „mitmachen“ wollen. Denn wie sagte doch der begnadete Redner George W. Bush sinngemäß: „Wer nicht für mich ist, ist gegen mich“. Oder war das Adolf Hitler? Ach, kenn’ sich einer aus!

Also, da brauche ich nicht viele Gründe, um den “Krieg gegen den Terror“ insgesamt in Zweifel zu ziehen: Die bisherige humanitäre und politische Bilanz amerikanischer Einmischungen in regionale Konflikte ist nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges, allerspätestens nach Ende des kalten Krieges – nüchtern betrachtet – negativ. Warum also sollte ihr Engagement im diffusen war against terror positivere Ergebnisse zeitigen?

PETER NIEBERT, Marseille,

Frankreich

Okay, die taz ist ein meinungsfreudiges Blatt, das sich u. a. dadurch auszeichnet, kontroverse Debatten zu führen. Dennoch fällt es schwer, sich von vermutlich ungedienten Schreibtischstrategen darüber belehren lassen zu müssen, dass Opfer nicht zu vermeiden sind, wenn das Böse nicht obsiegen und triumphieren soll. Auch dass es sich bei den Opfern überwiegend um verhungernde Zivilisten, Frauen und Kinder, handelt, wird zwar bedauernd zur Kenntnis genommen, aber als anscheinend unvermeidbar akzeptiert.

Der „einfache“ Leser mit Bundeswehrerfahrung nimmt’s kopfschüttelnd zur Kenntnis und schickt einen Wunsch zum Himmel: Mögen all jene Kommentatoren, die in den vergangenen Jahren keine militärische Intervention zur Befreiung des afghanischen Volkes von der Herrschaft der Taliban gefordert haben (weil nämlich der Westen nicht betroffen war), in diesen Tagen und Wochen einfach nur die Klappe halten und das Feld den AutorInnen des taz-Kriegstagebuchs überlassen!

UWE TÜNNERMANN, Lemgo

Liest man den Kommentar von Severin Weiland, kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, der Autor halte die derzeitige Interventionsstrategie der USA für das einzig probate Mittel im Kampf gegen den Terrorismus, und jeder, der diese Auffassung nicht mit ihm teile, mache sich des Landesverrats schuldig.

Dabei ist der Anteil der Bevölkerung, der dem Bombardement auf Afghanistan – ob mehr oder weniger – kritisch gegenübersteht gar nicht so klein, wie es der Autor Glauben machen möchte. Vor diesem Hintergrund muss man den Vertretern des Bündnis 90 / Die Grünen zugute halten, dass sie sich zwar spät, aber nicht zu spät, für die Bedenken dieser BürgerInnen einzusetzen bereit sind, während von den anderen Parteien (mit Ausnahme der PDS) nur immer die bedingungslose Gefolgschaft gegenüber den USA angemahnt wird.

Zwar können auch die Grünen keine Patentrezepte zur Bekämpfung des Terrorismus bieten, doch stehen diesem Dilemma auch die USA und ihre Verbündeten gegenüber. [. . .]

Es bleibt zu hoffen, dass die Grünen den eingeschlagenen Weg konsequent weiter verfolgen. RALPH MÜLLER, Menden

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