US-Geheimdienst CIA an vorderster Front

USA bestätigen Einsatz von Spezialkommando in Afghanistan. Geheimdienst soll Taliban-Gefolgschaft abwerben

KABUL/ISLAMABAD afp/dpa ■ Nach fast zweiwöchigen Luftangriffen auf Afghanistan hat nun auch die US-Regierung in Washington bestätigt, dass US-Spezialeinheiten in Afghanistan operieren. Die Washington Post zitierte gestern Pentagon-Vertreter, nach deren Angaben Sondereinheiten in kleinen Gruppen im Süden im Einsatz sind. Dort versuchten sie zusammen mit dem Geheimdienst CIA, Paschtunen im Machtbereich der Taliban zur Abkehr von den radikalislamischen Milizen zu bewegen. Es handele sich um eine sehr frühe Phase einer größeren Operation und um eine sehr kleine Anzahl von Elitesoldaten, zitierten US-Medien einen hohen Pentagon-Beamten.

US-Präsident Bush wollte die Berichte über den Einsatz von Sondereinheiten nicht bestätigen. Er werde die Meldungen nicht kommentieren, sagte er bei seinem Staatsbesuch in Schanghai. Die u. a. vom Flüchtlingshilfswerk UNHCR geforderte Aussetzung der Bombardements zur Versorgung der afghanischen Bevölkerung mit Nahrungsmitteln lehnte Bush ab. Nach Angaben des UN-Welternährungsprogramms brachten die Taliban am Dienstag 1.600 Tonnen Lebensmittel an sich, die für die Versorgung der Bevölkerung bestimmt waren.

US-Kampfflugzeuge bombardierten gestern erneut Afghanistan. In Kabul berichteten Einwohner von zwei Einschlägen. Bei Angriffen auf Kandahar seien sieben Menschen getötet worden. Auch Dschalalabad sei mindestens fünfmal bombardiert worden. Nach Angaben von Taliban-Botschafter Abdul Salam Saif wurden seit Beginn der US-Angriffe mehr als 900 Zivilisten getötet. Die Nachrichtenagentur AIP berichtet von bislang 470 getöteten Zivilisten. Die Agentur meldete weiter, ein Kommandeur des Terrornetzwerks al-Qaida sei durch eine Handgranatenexplosion getötet worden. Abu Bassir al-Masri sei tödlich verletzt worden, als eine Granate in seiner Hand detonierte.

Ein Taliban-Sprecher sagte, die Milizen freuten sich darauf, sich bei US-Bodentruppen „für die Bombardements zu rächen“. Taliban-Führer Mullah Mohammed Omar schickte nach Angaben der bewaffneten Opposition Gesandte zur Nordallianz, um für einen gemeinsamen Kampf gegen die „US-Invasion“ zu werben. Taliban-Botschafter Saif erklärte nach der Rückkehr von einer geheimen Reise nach Afghanistan in Islamabad, er habe einen Friedensplan, mit dem die US-Angriffe beendet werden sollten. In Kandahar habe er diesen mit Omar erörtert. Nähere Angaben machte er nicht. Zugleich erneuerte er die Weigerung der Taliban-Regierung, Ussama Bin Laden auszuliefern.