Fischer macht gut Wetter in Pakistan

Für den Bundesaußenminister wird Pakistan im Afghanistan der Nach-Taliban-Ära eine entscheidende Rolle spielen

DELHI taz ■ Bundesaußenminister Joschka Fischer hat seinen Besuchsmarathon in fünf Ländern gestern in Pakistans Hauptstadt Islamabad begonnen. Der Besuch reiht sich ein in die diplomatischen Bemühungen, den kritischen Allianzpartner möglichst fest an die Koalition gegen den Terror zu binden. Mit Präsident Pervez Muscharraf und Außenminister Abdus Sattar diskutierte Fischer eine politische Lösung des Afghanistan-Konflikts. Diese müsse laut Fischer „im Kontext der Nachbarstaaten und der internationalen Gemeinschaft gefunden werden“ und sei auf die Unterstützung der UNO angewiesen.

Pakistans Forderung, „gemäßigte Taliban“ in eine künftigeRegelung einzubeziehen, lässt erahnen, wie schwierig eine politische Lösung wird. Fischer betonte die entscheidende Rolle, die Pakistan dabei zukomme. Er stellte sich auch hinter Islamabads Argument, dass die Paschtunen dabei einen Part zu spielen hätten. „Aber die Taliban sind nicht die einzigen Paschtunen“, meinte Fischer. Er frage sich, ob es so etwas wie „gemäßigte Taliban“ überhaupt gebe. Exkönig Sahir Schah komme eine wichtige Funktion zu, aber nur in einer „Übergangslösung“.

Fischer bat Pakistan, die Grenzen für die Flüchtlinge zu öffnen. Deren Lage hatte er am Morgen Vertretern internationaler und deutscher Hilfswerken erörtert. Auch hier bekannte er sich zum Engagement Deutschlands und der EU bei einer dauerhaften politischen Lösung in Afghanistan. Erst diese könne das „humanitäre Desaster“ wirksam beenden.

Die Hilfswerke äußerten ihre Sorge, der Krieg könnte den Zugang zu den Hilfsbedürftigen in Afghanistan, die Sicherheit der lokalen Helfer sowie die Sicherstellung der Hilfsgüter gefährden. Seit Beginn der Luftangriffe am 7. Oktober sind rund 60.000 Afghanen nach Pakistan geflohen. Allein gestern waren es laut UNHCR allein am Grenzübergang Chamam 3.500 Personen. In den letzten Tagen waren bereits 10.000 Flüchtlinge über die –offiziell geschlossene – Grenze gekommen.

Eine Unterbrechung der Militärangriffe, die Hilfswerke und Claudia Roth, die Chefin von Fischers grüner Partei, gefordert hatten, wurde beim Treffen laut dem Minister nicht angesprochen. Dies wurde allerdings vom Sprecher des Deutschen Roten Kreuzes bestritten. Fischer hatte bei seiner Ankunft in Islamabad seine Meinung bekräftigt, dass eine Verbesserung der humanitären Not am besten durch einen raschen Sturz der Taliban erreicht würde. In einer Woche wird der Bundeskanzler zu einem Zwischenstopp in Islamabad erwartet. BERNARD IMHASLY