pazifischer gipfel
: Gerade in der Krise bewährt

Seit der damalige US-Präsident Bill Clinton vor neun Jahren zum ersten Gipfeltreffen des Asiatisch-Pazifischen Wirtschaftsforums (Apec) lud, haben sich die Hoffnungen auf das „pazifische Jahrhundert“ mit ungebrochenem Wirtschaftswachstum verflüchtigt. Spätestens die Asien-Krise zeigte 1997/98, dass die chronischen Krankheiten der asiatischen Volkswirtschaften – Fehlinvestitionen, Vetternwirtschaft und Korruption – fast jede Regierung der Region stürzen können. So schien es nur konsequent, dass die jährlichen Apec-Gipfel immer weniger Aufmerksamkeit auf sich zogen.

Kommentarvon GEORG BLUME

Doch diese Zeiten sind vorerst vorbei. Am Wochenende demonstrierte das Apec-Forum sein ungeheures Potenzial und stellte den gleichzeitig stattfindenen EU-Gipfel weltpolitisch in den Schatten. In Schanghai traf sich US-Präsident George Bush mit den Präsidenten Chinas und Russlands, um mit beiden Ländern neue Allianzen im Kampf gegen den Terrorismus zu vereinbaren. Alle wichtigen strategischen Fragen, von der Weltraumaufrüstung bis zum Geheimdienstaustausch, wurden erörtert. Bush gelang es sogar, alle zwanzig anwesenden Staatsführer der Region auf ihre Solidarität mit den Vereinigten Staaten zu verpflichten – auch wenn nicht alle die US-Militäraktionen in Afghanistan unterstützen. Vor nur zehn Jahren wäre in Asien ein solcher politischer Akt inmitten eine Krisensituation undenkbar gewesen.

Natürlich bleibt Skepsis gegenüber den wohltönenden Erklärungen von Großmachtpolitikern gerade in Kriegszeiten oberste Weltbürgerpflicht. Doch man muss auch zur Kenntnis nehmen, wie sehr die fast unbehinderte Globalisierung seit dem Ende des Kalten Krieges die weltpoltische Landschaft verändert hat. Das Apec-Forum ist unmittelbarer Ausdruck dieser Veränderung: Zumindest ein amerikanisch-chinesischer Gipfel hätte ohne das institutionalisierte Forum zu dieser Zeit nicht stattgefunden. Sein Sinn und Zweck zeigen sich damit erst in der aktuellen Krise.

Die Einbindung Chinas in das weltweite Krisenmanagement ist eine der bedeutendsten politischen Entwicklung seit dem 11. September. Erst sie kann dem Weltsicherheitsrat der Vereinten Nationen ein Handeln ermöglichen, das auf dauerhafte, nicht allein aus Washington diktierte Sicherheitsstrategien angelegt ist. Der Apec-Gipfel hat somit Hoffnungen auf eine stärkere transnationale Politik geweckt – und das nicht nur in Asien.

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