wahlkreisergebnisse
: Der indirekte Wowereit

PDS gewinnt alle Ost-Mandate

Klaus Wowereit hat die Wahl verloren: Der SPD-Spitzenkandidat wird nicht als Direktkandidat, sondern nur über die Landesliste ins neue Abgeordnetenhaus einziehen. Sein 31-jähriger CDU-Gegenspieler Nicolas Zimmer verteidigte den Wahlkreis 07 in Tempelhof- Schöneberg hauchdünn: Genau 200 Stimmen (0,7 Prozent) fehlten Wowereit, um den Wahlkreis zu knacken. Er empfinde „sportlichen Stolz, Herrn Wowereit geschlagen zu haben“, teilte Zimmer nicht eben euphorisch mit: Die Verluste gegenüber der letzten Wahl von über 20 Prozent seien „doch sehr schmerzlich“ gewesen. Den Grund für seinen Erfolg sieht er darin, dass er als „junger Kandidat nicht mit der alten CDU identfiziert“ worden sei. Zimmer ist seit einiger Zeit als CDU-Vertreter im Untersuchungsauschuss zur Bankenaffäre tätig.

78 Mandate wurden per Erststimme vergeben. 13 Kandidaten erzielten dabei ein Ergebnis von über 50 Prozent: sie gehören sämtlich der PDS an. Die politische Landkarte Berlins ist klar gegliedert. Der Osten wählte dunkelrot: Alle Direktmandate im Ostteil der Stadt gingen an die PDS. Die SPD dagegen konnte sich mit ihren Kandidaten in fast allen westlichen Innenstadtbezirken und in Spandau durchsetzen. Der CDU blieben lediglich die Vororte im Westen: Zehlendorf, Tempelhof, das südliche Neukölln und Reinickendorf.

Barbara Oesterheld gelang in Kreuzberg der einzige Wahlkreiserfolg für die Grünen. 1999 hatte die Partei noch zwei Direktmandate gewinnen können. Öczan Mutlu konnte seinen Erfolg in Kreuzberg jedoch nicht wiederholen. Mutlus Wahlkreis 03 in Friedrichshain-Kreuzberg stand auch aufgrund einer anderen Besonderheit im Blickfeld: hier hatten sich insgesamt drei türkischstämmige Kandidaten um den Einzug ins Abgeordnetenhaus beworben: es siegte jedoch knapp vor dem Grünen der SPD-Mann Stefan Zackenfels.

CDU-Spitzenkandidat Frank Steffel hatte offensichtlich auch in seinem Wahlkreis in Frohnau nicht den vollen Rückhalt. Steffels Stimmbezirk im nördlichen Reinickendorf gilt als absolute CDU-Hochburg mit Wahlergebnissen über 60 Prozent. Der erfolglose Bürgermeisterkandidat gewann zwar das Direktmandat. Sein Vorgänger erreichte 1999 jedoch noch 21 Prozent mehr.

Das beste Ergebnis der CDU im Ostteil der Stadt erzielte ausgerechnet der direkte Gegenkandidat von Gregor Gysi. Der junge CDU-Abgeordnete Mario Czaja, der das Mandat im Wahlkreis 05 in Marzahn-Hellersdorf 1999 noch gewonnen hatte, schlug sich mit immerhin 27,8 Prozent recht wacker gegen das PDS-Zugpferd mit 51 Prozent. Pikant für die CDU bei diesem Erfolg: Czaja war der Lagerwahlkampf-Taktik der Christdemokraten gegen die SED-Nachfolgepartei nicht gefolgt. Er vertritt zur PDS die Position „Dialog statt Ausgrenzung“ und hatte im Juli für Aufsehen gesorgt, weil er den Gegenkandidaten Gysi zu einer CDU-Wahldiskussion eingeladen hatte.

Besonders hart umkämpft war der Wahlkreis Mitte 01. Hier trat neben SPD-Sozialsenatorin Gabriele Schöttler auch die grüne Spitzenfrau Sibyll Klotz an. Die Wahl entschied jedoch der 25-jährige PDS-Kandidat Benjamin Hoff für sich. Er erzielte mit 30,5 Prozent das schwächste Ergebnis aller Direktkandidaten, verlor im Gegensatz zum allgemeinen PDS-Trend noch 3,3 Prozentpunkte gegenüber 1999. MD