Betr.: Meldung „Kriegserklärung“, taz hamburg, 18.10.01

Richtig klar

Zitiert werden Kurt Edler und ich unter Berufung auf die Welt zu Claudia Roths Forderung nach Unterbrechung der Luftangriffe . Diese Zitate sind aus dem Zusammenhang gerissen und äußerst verkürzt dargestellt.

Allem voran habe ich der Welt gesagt, dass alles dafür getan werden muss, um die Flüchtlinge rechtzeitig vor dem Winter versorgen zu können und dass in dieser Hinsicht alle Möglichkeiten – auch die Unterbrechung der Luftangriffe – geprüft werden müssen. Richtig ist aber auch, dass ich die Forderung von Claudia Roth so nicht teile. Eine ungeprüfte Forderung nach Unterbrechung setzt das Wissen um die strategische Planung seitens der USA und um die Reaktion seitens der Taliban voraus – ich glaube nicht, dass irgend jemand von uns dieses Wissen besitzt.

(In einem Gespräch zwischen mir und mehreren Vertretern eines af-ghanischen Vereins äußerten diese großes Unverständnis über die Forderung, weil sie befürchteten, dass im Falle einer Unterbrechung die Taliban sich neu aufstellen und Verstärkung organisieren würden. Das gibt zu denken – weil ich aber auch diese Vermutung nicht nachprüfen kann, finde ich es unseriös, Forderungen aufzustellen, ohne die Konsequenzen zu kennen.)

Wenn eine Prüfung ergeben sollte, dass eine Unterbrechung der Luftangriffe geeignet ist, die Flüchtlinge zu versorgen, dann wäre der richtige Zeitpunkt, diese Forderung zu stellen. So aber gibt es keine gemeinsam getragene Position - die Distanzierung von einigen Bundestagsabgeordneten und das Zurückrudern von anderen schadet unserer Glaubwürdigkeit und hilft der Sache nicht.

Antje Radcke, Landesvorstandssprecherin GAL