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: Zeit der trunkenen Pferde

Iran 2000, Regie & Buch: Bahman Ghobadi; mit Ayub Ahmadi, Rojin Yunesi u.a.; 79 Min.

Unruhig folgt die Handkamera den Kindern durch das Chaos des Marktes, die Optik immer auf Augenhöhe der Protagonisten. Ein Leben in der Hektik des Handels mit den Beinen der Erwachsenen als Slalomstangen. Durch Hosenbeine hindurch blicken braune Augen verloren in eine Ferne, die jenseits des Bildes liegt. So beginnt „Zeit der trunkenen Pferde“, der traurigste Film des an traurigen Filmen nicht armen iranischen Kinos. In seinem preisgekrönten Debüt erzählt Regisseur Bahman Ghobadi vom kargen Leben im kurdischen Teil des Landes. Die Winter sind kalt, die Menschen leben vom Schmuggel. Fünf Geschwister werden zu Waisen. Es wird kaum geweint in „Zeit der trunkenen Pferde“. Die Trauer aber, die sich in den Augen der Kinder spiegelt, ist oft nicht auszuhalten. Gedreht wurde in einem Dorf, in dem Ghobadi selbst drei Jahre seiner Kindheit verbracht hat, mit den Dorfbewohnern als Darstellern. Entstanden ist ein Film, der auch ohne die Querverweise auf seine Authentizität funktionieren würde. Höchstens könnte man ihm den absurden Vorwurf machen, dass seine Bilder mitunter so berückend schön sind, dass man sich als Zuschauer flüchten könnte in die beruhigende Vorstellung, es doch nur mit Kino zu tun zu haben. Doch dieser Film spricht die Wahrheit. Wann kann man das schon einmal sagen übers Kino.

Filmbühne am Steinplatz, fsk, Hackesche Höfe