zahlen & quoten

Eine Frage der Interpretation

Üblicherweise ist zu lesen, dass durch Mammographie-Screening die Sterblichkeit an Brustkrebs um 20 bis 30 Prozent verringert wird. Was heißt das?

Dahinter steht die Information, dass über 10 Jahre von 1.000 Frauen 1 Frau einen Nutzen durch Mammographie-Screening hat, da sie in dieser Zeit nicht an Brustkrebs stirbt.

Denn ohne Mammographie-Screening sterben in 10 Jahren 4 von 1.000 Frauen an Brustkrebs. Mit Mammographie-Screening sterben hingegen in 10 Jahren 3 von 1.000 Frauen an Brustkrebs. (Der Unterschied von 3 zu 4 sind die „20 bis 30 Prozent“).

Das heißt auch, dass ohne Mammographie-Screening in 10 Jahren 996 von 1000 Frauen nicht an Brustkrebs sterben, folglich mit Mammographie-Screening in 10 Jahren 997 von 1000 Frauen nicht an Brustkrebs sterben.

Werden diese Ergebnisse unüblich in „Relativ-Prozent“ angegeben, nimmt der Anteil der Frauen, die nicht an Brustkrebs sterben, durch Mammographie-Screening um 0,07 Prozent zu. Das Fazit könnte wie folgt ausgedrückt werden: „Von 1.000 Frauen mit Mammographie-Screening über 10 Jahre haben 999 keinen Nutzen, da sie auch ohne Mammographie-Screening nicht an Brustkrebs gestorben wären (996 Frauen) oder weil sie trotzdem an Brustkrebs sterben (3 Frauen).

Zahlen und Zitate aus: Ingrid Mühlhäuser: „Mammographie-Screening – informierte Entscheidung statt verzerrter Information“. In: Frauke Koppelin/ Reiner Müller/ Annelie Keil/ Ulrike Hauffe (Hg.): „Die Kontroverse um die Brustkrebs-Früherkennung“. Verlag Hans Huber, Bern 2001 WB