Israelische Armee tötet 15 Palästinenser

Trotz US-Forderung nach Abzug: Israel setzt Panzer und Hubschrauber gegen palästinensische Dorfbewohner ein

JERUSALEM afp/dpa/taz ■ An einem der blutigsten Tage seit Beginn des Palästinenseraufstands vor einem Jahr hat die israelische Armee am Mittwoch 15 Palästinenser getötet. Allein im Dorf Beit Rima bei Ramallah wurden nach israelischen Angaben 10 Menschen getötet, als hunderte Soldaten dort in der Nacht einrückten. In Tulkarem im Westjordanland erschossen israelische Soldaten drei bewaffnete Männer. Zwei weitere Palästinenser wurden im Jerusalemer Vorort Abu Dis und in Bethlehem getötet. Die israelische Armee habe im Westjordanland wichtige palästinensische Terroristen festgenommen, rechtfertigte Ministerpräsident Scharon das Vorgehen der Armee. Palästinenservertreter sprachen von einem „verbrecherischen Massaker“.

Die Armee habe die Bewohner „mit größtmöglicher Brutalität“ behandelt, sagte ein Arzt in Beit Rima. Das 4.000-Seelen-Dorf sei komplett abgeriegelt worden, die Bewohner hätten ihre Häuser nicht mehr verlassen können. Mehrere Opfer seien von Hubschraubern aus erschossen worden. Andere hätten noch zu fliehen versucht. Zahlreiche weitere Palästinenser seien verletzt und festgenommen worden. Ein israelischer Armeesprecher erklärte, zwei der drei am Attentat auf Tourismusminister Seewi Beteiligten seien festgenommen worden. Beit Rima sei der Stützpunkt einer „wichtigen terroristischen Infrastruktur“. Bei Hebron beschossen Siedler ein Sammeltaxi und verletzten sechs Palästinenser. Außenminister Joschka Fischer wird morgen zu neuen Vermittlungsbemühungen in Israel und Palästina erwartet. GB

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