Ehrung eines immer unbotmäßigen Provokateurs

■ Olaf Metzel bekommt in Wedel den Ernst Barlach Preis und stellt auch gleich dort aus

Negative Ehrungen durch Verbote und unmäßige Kritik sind ihm vertraut, doch jetzt kommt es mal anders: Olaf Metzel erhält in Wedel den mit 20.000 Mark dotierten Ernst Barlach Preis. Denn eigentlich ist alles, was als Chaos- und Gewaltverherrlichung diffamiert wurde, klug dimensionierte Provokation. Und gewirkt hat der Berliner Bildhauer ja auch schon im gediegenen Münchner Kunstbetrieb – als Rektor der Akademie der bildenden Künste.

In Hamburg wurde der 1952 Geborene durch seine Ausstellungen 1983 im Kunstverein und 1986 im Jenischpark bekannt, und in der Kunsthalle ist er dauerhaft vertreten, unter anderem mit der Hafenstraßen-Hommage der gegen das Rathaus gerichteten überdimensionalen Zwille. Seine die Demokultur aufnehmende Skulptur aus Absperrgittern am Kurfürstendamm führte 1987 in Berlin zu mächtigem Skandal. Aber für das neue Berlin soll er nächstes Jahr die Arbeit Niemandsland installieren.

Dagegen ist die die Preisverleihung begleitende Ausstellung in Wedel, von der Beretta aus Gummi zu den Galgenstricken aus Bronze reichend, eher „eine Art Kammerkonzert“, wie Olaf Metzel sagt. Sie lässt Variationen und Hintergründe seiner künstlerischen Haltung über die letzten zwanzig Jahre ahnen, unter anderem auch durch die erstmalige Präsentation von Skizzenbüchern. Außerdem gibt es statt eines Kataloges ein Fotobuch, das Schnappschüsse des Künstlers zeigt. Und die haben so viel mit seinen ausgeführten plastischen Arbeiten zu tun, dass sie einem Skizzenbuch mindestens gleichwertig sind. Unter anderem enthält es das Bild vom an einer Rutsche am Strand angeleinten Pferd, zu dem Olaf Metzel meinte, genau so fühle sich ein Künstler bei einer Preisverleihung.

Und was fühlt ein Künstler in diesen Tagen, dessen Kunstmethode so eindeutig die Zerstörung ist? Er lehnt blumig beschönigende Worte wie „Dekonstruktion“ gleich ab und besteht darauf, dass jeder bildhauerische Akt eine neue Form über den Weg kreativer Zerstörung erstellt – was Hammer und Meißel noch nicht zu Terrorwerkzeugen macht. Und dass man auch bei politisch engagierter Kunst nicht zwanghaft mehr aktuelle Bezüge herstellen muss als nötig. Doch angesichts so mancher verfahrenen Situation mag das Friedensplan betitelte Blatt von 1985 eine weiterhin aktuelle grafische Umsetzung sein: Es gleicht einem Haufen unentwirrbar verschränkter Teile.

Hajo Schiff

Ernst Barlach Preis 2001 – Olaf Metzel, Ernst Barlach Museum Wedel, Mühlenstraße 1, Wedel; Di - Sa 10 - 12 + 15 - 18, So 10 - 18 Uhr; bis 16. Dezember. „Fotoheft“ (statt Katalog): 19, 80 Mark