wenn alle trainer gehen . . . – eine herbstfußballelegie

Zehn Spieltage sind ins Fußballland gegangen, der Herbst wirft seinen Abfall von den Bäumen und die Trainer verschwinden in nassen Nebelschwaden, aschfahl die Gesichter und konturlos im letzten Licht der tiefstehenden Oktobersonne. Pagelsdorf längst schon fort wie ein zu früher Winterschläfer, Lorant auch, den grauen Mecki unter matschigem Laub bergend, an der Zigarette zutzelnd wie Kamerad Igel am Wurm – und vergessen schon jetzt. Lienen der Nächste, noch bevor der November die Rasen durchweicht, Demuth per se, dann Funkel, gefolgt von Röber. Geyer wird weichen wie Meyer, wie Schalke-Stevens und Bremen-Schaaf, das regensatte Fell schleppend wie die traurige Braut die Schärpe der verlorenen Jugend. Und Magath dann alsbald wie jedes Jahr um diese Zeit Zugvogel spielend, dem südlichen Sommer entgegenfliegend, die alten Gefährten Brehme und Toppmöller im Schwarm begrüßend, ja – selbst jene müssen morgen flattern, die gestern noch dachten, heute ein Star zu sein. Finke erst spät, den badischen Heimvorteil nützend, noch im leichten Sommerleibchen nichts ahnend die Sonnenkollektoren auf der Tribüne polierend und dann erwischt vom ersten weißen Niederschlag. Weggeschoben mit der Schneeschippe des Platzwartes. Weg wie all die anderen. Weg – einfach nur weg. Und Sammer? Und vor allem Hitzfeld? Was mit ihnen? Kann das denn sein? Auch sie? Und wie! Nein, wenn all die anderen gehen, wollen auch sie nicht länger bleiben. Grußlos fort. Weinend verbleibend allein die viel zu vielen Präsidenten unterm Weihnachtsbaum – singend: „Wer jetzt kein’ Trainer hat, der findet nimmer einen.“ Einsam am Anstoßkreis in einer schmutzigen Pfütze die spielfreie Kugel. Ach ja, mein Freund, mein Freund. Mein armer Freund aus Leder.                                     FRITZ ECKENGA FOTO: AP