Sanftes Reisebüro, Öko-Baumarkt

■ Die Pläne für ein Bremer Öko-Kaufhaus werden konkreter

Zuerst der Wocheneinkauf im großen Bioladen, dann die Grillwürstchen aus der Schlachterei mit Fleisch aus artgerechter Tierhaltung. Jetzt ein Geschenk für Muttern aus dem Weltladen, dann noch ein Blick in das „sanfte“ Reisebüro – oder das Internetcafé. Alle Geschäfte liegen auf einer Etage, unten ist die Tiefgarage, oben ein ökologischer Baumarkt und ein paar Büros, die über Menschenrechte oder fairen Handel informieren. Irgendwo auch ein Wellness-Studio und ein Buchladen – was braucht mann/frau mehr? So könnte das neue faire Öko-kaufhaus am Rembertikreisel, im Faulenviertel oder am Rande der Innenstadt aussehen, das in zwei Jahren stehen soll.

Karin Liebaug, Vorsitzende des Fördervereins „Kaufhaus Handel für Wandel“ und Mitarbeiterin im Verein „Praktische Solidarität International“, plant seit Jahren. Auch Georg Heide vom Bremer Weltladen sieht gute Chancen für das Öko-Kaufhaus: „In den letzten Jahren ist der Umsatz im Bereich fairer Handel um 30 Prozent gestiegen.“ Selbst die Anschläge in den USA hätten sich positiv ausgewirkt, meint Heide. Im Bremer Weltladen kaufen seit dem 11. September mehr und andere Kunden ein. „Die neuen KundInnen haben einen hohen Bildungsgrad, ein dickes Portemonnaie und scheinen zu spüren, dass sich im Welthandel etwas ändern muss“, stellt Heide fest. „Auch im Ökobereich gibt es über die Umsätze keine Klagen. Im Gegenteil, in zehn Jahren dürfte es überall Öko-Kaufhäuser geben“, fügt Heide hinzu. Der Erfolg solcher Kaufhäuser in anderen Städten gibt Liebaug und Heide Recht. Da wäre die „Rommelsmühle“ in Stuttgart und das im Bau befindliche „Ö“ in Hamburg. Beide Kaufhäuser sind bis zu fünf Mal so groß wie das Kaufhaus, das in Bremen entstehen soll. Es wird nur 4.000 Quadratmeter haben, und ist damit auch um einiges kleiner als das offensichtlich zur Zeit im Weser Park geplante Öko-Kaufhaus.

Angesprochen auf die Konkurrenz in Bremen erklären Liebaug und Heide einstimmig: „Da sehen wir, dass wir am Puls der Zeit sind.“ Ihren Vorteil sehen sie in der vierjährigen Vorarbeit und an der Beteiligung von 40 Firmen und Gruppen. „Unser Projekt ist organisch gewachsen“, sagt Liebaug.

In einer Woche werden die Ergebnisse eines Gutachtens zur Machbarkeit des Kaufhauses veröffentlicht. Für Gutachten und Vorarbeiten sind 260.000 Mark geflossen. Gelder der Umweltsenatorin, des Wirtschaftsressorts und des Landesamts für Entwicklung und Zusammenarbeit..

Entstanden ist die Idee zu dem fairen Öko-Kaufhaus am Runden Tisch des Agenda 21-Prozesses in Bremen. Bürgermeister Henning Scherf (SPD) war Schirmherr dieses Runden Tisches, der viele Ideen produzierte, die aus Geldmangel jedoch nie umgesetzt wurden. Übrig geblieben ist allein das faire Öko-Kaufhaus.

Gudrun Fischer