Das muss Schultheiss sein

Wird Berlin von Falschbier bedroht? Was wird aus dem Verbraucher? Das Ergebnis des großen taz-Geschmackstests: Es besteht ein Grund zur Besorgnis – aber zu keiner besonderen

Eine Nachricht erschüttert die Hauptstadt: „Falschbier“ (Bild) in Berliner Kneipen. Der Tatbestand: Gefälschte Biere werden ausgerechnet als Schultheiss oder Kindl ausgegeben und an die Gastronomie verkauft. Das wichtige Reinheitsgebot von 1516 wird missachtet. Marktführer Schultheiss hat Strafanzeige gestellt.

Doch was wird aus dem Verbraucher? „Der kriegt ne Plörre und denkt das ist Kindl“, empört sich ein Kindl-Sprecher.

taz-Tester schwärmten sofort aus, um herauszufinden, ob das Berliner Bier falsch schmeckt.

Testbier 1: Schultheiss.

Kreuzberger Eckkneipe. Das Bier kommt frisch gezapft. Stabile Schaumkrone. Sieht aber etwas dünn aus. Riecht etwas sehr säuerlich. Trinken. Aaah! Sofort stellen sich Kopfschmerzen ein. Wenn das kein Original-Schultheiss ist! Aber: Der Verband der Gastronomie-Großhändler schätzt, dass jedes fünfte Bier gefälscht ist. Also noch vier. Liegen alle schlaff auf der Zunge. Der Kopfschmerz nimmt zu.

taz-Qualitätsurteil: Offenbar original. Letzte Klärung bringt allerdings erst der obligatorische Durchfall (nach Redaktionsschluss).

Testbier 2: Berliner Kindl.

Ebenfalls frisch gezapft. Schaumkrone leicht zusammengefallen, doch der Gesamteindruck ist durchaus positiv: kräftige Farbe, kein unangenehmer Beigeruch. Der Geschmacktstest bestätigt das erste Urteil, allerdings ist nicht nur kein unangenehmer Beigeschmack zu schmecken, sondern: dieses Bier schmeckt insgesamt nach überhaupt nichts. Läuft insofern allerdings ganz gut die Kehle runter. Ist das Berliner Kindl? Wie schmeckt überhaupt Berliner Kindl? Sicher schon oft getrunken, aber der Geschmack . . . wie war der gleich? Keine Erinnerung, auch nach dem fünften Bier nicht. Dann die Erkenntnis: Es schmeckte schon immer nach gar nichts. Das spricht für die Authentizität des Testbiers. Auch hier stellen sich prompt erste Kopfschmerzen ein – noch ein Pluspunkt.

taz-Qualitätsurteil: Das muss Berliner Kindl sein. Oder Spülwasser. Für Spülwasser allerdings zu gelb. Also Berliner Kindl.

Gesamtfazit: Der Vorwurf stimmt: „Auf den Fässern steht Schultheiss drauf und ein Billigbier ist drin.“ (Bild) Sollten die taz-Tester also doch gefälschtem Bier aufgesessen sein, dann müssen wirklich gewiefte Plörrefälscher mit Insider-Knowhow am Werk gewesen sein. KUZ/PU