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: Eine Krise?

Irritationen!

Die erste Welle der Stornierungen und Umbuchungen nach den Anschlägen in den USA ist zunächst vorbei. Dennoch halten sich viele Urlauber noch zurück. „Es wird nach den Terroranschlägen in den USA nicht gerade überwältigend gebucht“, sagt der Präsident des Deutschen Reisebüro und Reiseveranstalter Verbandes (DRV), Klaus Laepple. Die Reisebranche gehört neben der Luftfahrtindustrie zu den am stärksten von den Folgen der Anschläge in den USA betroffenen Branchen. Bis zu 30 Prozent liegen die aktuellen Buchungszahlen derzeit unter dem Vorjahr, haben Umfragen des DRV ergeben. Allerdings vermelden alle Veranstalter wieder eine lebhaftere Nachfrage. „Manche Sonnenziele sind so gut wie ausgebucht“, sagt eine DRV-Sprecherin.

Auch bei der zum Marktführer Preussag gehörenden Charter-Fluggesellschaft Hapag-Lloyd, die auch für konzernfremde Veranstalter fliegt, heißt es, die Zahl der Buchungen ziehe wieder an. Allerdings verlagerten sich die Ziele aus dem östlichen ins westliche Mittelmeer, vor allem zu den Kanarischen Inseln oder auch auf die Balearen.

In dieser labilen Situation „ist jede Preiserhöhung nicht besonders angenehm“, sagt Klaus Laepple. Aber er geht davon aus, dass die Urlauber Verständnis für höhere Kosten für mehr Sicherheit haben werden. Der Verbandschef hatte kürzlich einen Preiszuschlag wegen der steigenden Versicherungsprämien von 11 Euro in Aussicht gestellt. Jetzt könne noch etwa 1 Euro hinzukommen, weil auch das Bundesinnenministerium mehr Gebühren für die Sicherheitschecks durch den Bundesgrenzschutz auf den Flughäfen angekündigt habe.

Die Reisebranche tut sich schwer mit der Bekanntgabe der geplanten Sicherheitszuschläge auf Pauschalreisen. Während die Linienfluggesellschaften wie etwa die Lufthansa bereits seit Anfang Oktober 8 US-Dollar pro Flugstrecke erheben, zögern die Ferienveranstalter noch. Intern steht jedoch nach Angaben aus den Unternehmen fest: Von November an werden Urlauber um 10, vielleicht sogar 12 Euro (rund 24 Mark) pro Person für eine Pauschalreise drauflegen müssen, für Fernreisen mit so genannten Zubringerflügen noch ein wenig mehr.

Klar ist auch, dass die Reiseveranstalter wohl nur einen Teil ihrer tatsächlichen Mehrkosten, die aus höheren Versicherungsbeiträgen bei den Fluggesellschaften und strengeren Sicherheitskontrollen entstehen, an die Urlauber weitergeben werden.

Stefan Pichler, Vorstandschef von Europas zweitgrößtem Touristikkonzern Thomas Cook (ehemals C&N Touristic AG), deutete dies bereits Anfang Oktober in der Öffentlichkeit an. „Der Urlaub soll bezahlbar bleiben“, sagte er in einem Interview. Mit rund 30 Euro pro Person würden die zusätzlichen Sicherheitsaufwendungen zu Buche schlagen. Diese Mehrkosten werde Thomas Cook teilweise intern auffangen.

Die aktuelle Krise trifft die Reisebranche mitten bei dem Versuch, die infolge der heftigen Preis- und Konkurrenzkämpfe der vergangenen Jahre immer geringer gewordenen Gewinnspannen wieder etwas zu erhöhen. REUTERS