Ein Denkmal für die Kinder, die es nicht überlebt haben

■ Die Deutsche Kammerphilharmonie führte mit vielen Kooperationspartnern Hans Krasás Kinderoper „Brundibár“ von 1943 auf. Ihre Uraufführung hatte sie im „Vorzeige-KZ“ Theresienstadt

Die Bedeutung der im Schlachthof ausverkauften und viel bejubelten Aufführung der Kinderoper „Brundibár“ bewegt sich drei Ebenen: Die Oper des tschechischen Komponisten Hans Krasá – die taz berichtete - wurde 1943 im Vorzeigelager der Nazis „Theresienstadt“ uraufgeührt.

Die dortigen Aufführungen – es gab damals 55 - müssen, nach den Zeugenaussagen der wenigen Überlebenden, eine Kraftquelle ohnegleichen gewesen sein. „Es half uns, in eine andere Welt zu kommen“ – „Wir vergaßen kurze Zeit, dass wir gefangen warren“– „Der Brundibár war wichtiger als Brot“ – „ Man war Gott nah durch die Kunst“ – unendlich lassen sich diese Erinnerungen fortführen. Eine Zeitzeugin war in Bremen: Evelina Merova, die als Elfjährige die Aufführung in Theresienstadt miterlebte

Die zweite Ebene ist die der Begegnung tschechischer und deutscher Kinder, tschechischer und deutscher Erwachsener: Die Begegnung und der Austausch von Völkern und Kulturen erscheint heute wichtiger denn je.

Die dritte Ebene ist nicht die kleinste: „Brundibár“ ist eine zauberhafte Kinderoper, gespielt von Kindern für Kinder. Der böse Leierkastenmann „Brundibár“ wird von den Kindern mithilfe der Tiere Katze, Hund und Spatz überwältigt, und in dieser Aufführung musste der Schlussgesang mehrfach wiederholt werden. Der Librettist Adolf Hofmeister erinnert sich an die Zusammenarbeit mit Hans Krasá: „Er suchte die Melodien des einfachen Lebens“. Die Fassung ist – trefflich gespielt von 13 Musikern der Deutschen Kammerphilharmonie unter der Leitung von Michael Macourek – farbig, lebhaft, eingänggig.

Beteiligt waren der tschechische Kinderchor „Disma“ und der Knabenchor „Unser Lieben Frauen“ und in Bezug auf die Sprache in diesem nahezu brechtischen „Lehrstück“ entschied man sich für eine wunderbare Pragmatik: Die deutschen Kinder sangen deutsch mit gerade gelernten tschechischen Einlagen, und die tschechischen Kinder sangen tschechisch mit sehr komischen deutschen Einlagen. Zu verstehen war sowieso alles, weil die Musik ungemein plastisch ist und weil es vorher eine bewegende Inhaltsangabe von Evelina Merova gab. So wirkt diese kleine Oper auch heute noch als Dokument eines Lebenswillens, einer Hoffnung, eines Widerstandsgeistes. Für die Kinder der Aufführung 1943 kam das zu spät. Es ist schade, dass aus Kostengründen nicht mehr als eine Aufführung stattfinden konnte. Ute Schalz-Laurenze