Die „Hair“-Pleite: Der „Weser Report“ hat das Wort

Schon schön, wenn man 'ne eigene Zeitung hat. So wie Klaus-Peter Schulenberg, dessen KPS-Gruppe unter anderem das Musicaltheater am Richtweg betreibt. Mit Spannung erwartete man die gestrige Ausgabe seines „Weser Reports“ – und wurde nicht enttäuscht. In 306.266-er Auflage verbreitete sich der schöne Satz: „Musical-Veranstalter Klaus-Peter Schulenberg zweifelt zunehmend an der Seriösität bremischer Politiker und Medien.“ Ein wahrer Satz, denn mit Schulenberg Verträge wie die nun ans Licht kommenden zu schließen, ist geradezu ausgesprochen unseriös.

Schon praktisch, wenn man 'ne eigene Zeitung hat: Dann kann man vier Wochen vor der Pleite titeln: „,Hair' kommt richtig gut an“ – und somit adäquat auf einen taz-Aufmacher reagieren, der auf die massiven Vorverkaufsprobleme hingewiesen hatte. Mit einer eigenen Zeitung, da lässt man den armen Musical-Geschäftsführer kommentieren: „Sind wir nicht alle ein bisschen ,Hair'?“ und fordert, wenn das Desaster gar nicht mehr zu leugnen ist, die „große Solidargemeinschaft“. „Alle Kräfte in dieser Stadt“ müssten „ihr Verhältnis zum Musical sofort radikal ändern“, um zu beweisen, dass „Bremen reif für ein Musical“ sei. Das allerdings wäre schade. Denn nach der zweiten Musical-Pleite, die Millionenlöcher in den Bremer Haushalt reißt, scheint endlich eine Mehrheit zu kapieren: Der Musical-Tourismus-Traum an der Weser ist Blödsinn – auch der Weser-Kurier, vom Schulenberg-Report daraufhin als „SPD-Grünen-nah“ geoutet.

Schön, dass Klaus-Peter seine eigene Zeitung hat. Henning Bleyl