Deutschland bald arm im Geiste

Bildungsministerin Bulmahn warnt vor einem Akademikermangel – sinkende Schülerzahlen sind kein Spargrund

BERLIN taz ■ Das klingt verdächtig nach Machtworten. Die Finanz- und die Bildungsminister der Länder haben sich derart in einen Streit ums Geld für Schulen und Hochschulen verkeilt, dass wohl nur salomonische Richtersprüche der Ministerpräsidenten weiterhelfen werden. Gestern monierte Bundesbildungsministerin Edelgard Bulmahn (SPD), dass die Finanzminister ausgerechnet bei Schülern und Studenten sparen wollen. „Wir dürfen nicht nachlassen in unseren Finanzierungsanstrengungen für die Bildung“, sagte Bulmahn – und widersprach damit dem Votum der Finanzer aus den Ländern, die vor zwei Wochen beschlossen hatten, wegen der mittelfristig sinkenden Schülerzahlen weniger Geld bereitstellen zu wollen.

Beinahe 70 Prozent eines Jahrgangs nähmen ein Studium auf – in Finnland, warnte Bulmahn. In Deutschland sind es dagegen keine 30 Prozent, die nach der Schule an die Hochschule wechseln. „Es muss uns allen zu denken geben, dass wir bei Abiturienten- und Studentenzahlen keine ausreichende Quote haben.“ Die Bildungsministerin warnte davor, bei den Bildungsausgaben nur auf die Schulen und die Unis zu schauen. Deutschland drohe ein so breiter Fachkräftemangel, dass auch die Weiterbildung gestärkt werden müsse. „Wir dürfen unsere optimale Ressourcennutzung nicht nur auf Schule konzentrieren.“

Der Kampf ums Bildungsgeld geht weit über das altbekannte Säbelrasseln vor Etatberatungen hinaus. Wenn die Bildungsminister die öffentliche Ankündigung ihrer Finanzkollegen hinnehmen, dass bei Schulen und Hochschulen gespart werden könne, stehen sie bald schlecht da. Schon jetzt hinkt Deutschland im internationalen Vergleich der Bildungsausgaben hinterher. Das hat die OECD jüngst in einer Studie nachgewiesen und damit – wieder mal – einen Bildungsschreck ausgelöst. Die Bundesrepublik gibt weniger Geld aus für Bildung und hat nur 16 Prozent Akademiker pro Jahrgang zu bieten. In den USA oder Großbritannien sind es fast 50 Prozent, im OECD-Schnitt 25 Prozent. Das hat die Bund-Länder-Kommission für Forschungsförderung und Bildungsplanung in einer Folgestudie zur OECD gezeigt. Die Denkschule der Bildungsminister hatte erst im Juni eine große Rechnung aufgemacht. Sie forderten mehr Geld für Bildung und lebenslanges Lernen. Denn, so ihre Prognose, „der Zeitraum nach 2015 wird bei unveränderter Tendenz ausgesprochen kritisch für den Bildungs- und Wirtschaftsstandort Deutschland“. CIF/AKA