Matchball gegen die Anwohner

Tennisanlage Rothenbaum wird für Hamburger Wimbledon ausgebaut  ■ Von Peter Ahrens

Willfried Maier (GAL) hat seinen letzten Auftritt als Stadtentwicklungssenator, und einen Moment lang ist er sogar froh, demnächst nicht mehr im Amt zu sein: „Ich bin nicht unzufrieden damit, dass ich diese Auseinanandersetzung nicht mehr führen muss“ – die zwischen der Stadt und den Anwohnern am Rothenbaum um den Ausbau der Tennisanlage. Denn diesen hat der Senat in seiner gestrigen Abschiedssitzung im Prinzip beschlossen und damit dem Drängen des Deutschen Tennis-Bundes (DTB) nachgegeben. Der hatte gedroht, andere deutsche Standorte für ein großes Turnier zu suchen, falls Hamburg nicht ausgebaut wird.

Deutschland soll, so will es der DTB, ab 2004 ein Turnier „auf Grand Slam-Niveau“ bekommen, vergleichbar mit Wimbledon oder Paris – mit den Ausbauplänen ist jetzt wieder Hamburg erste Wahl. „Die Stadt wäre von allen guten Geistern verlassen, wenn sie da nicht mittäte“, sagt Maier. Dafür sollen zwei neue Hauptplätze mit je 7000 Besucherplätzen in direkter Nachbarschaft zum heutigen Center Court gebaut werden, dazu kommen fünf zusätzliche Match- und mehrere Trainingsplätze. Und das greift in die Umgebung des Stadtviertels Rothenbaum ein – ein Vorhaben, gegen das Anwohner seit Jahren Widerstand leisten.

Die Senatsplanung sieht vor, das Gelände der angrenzenden Turmwegschule mitzunutzen: Entweder sollen während des 14-tägigen Turniers dort Trainingsplätze geschaffen werden oder der Spielplatz an der Hansastraße wird auf den Schulhof verlegt. „Dieses Problem ist noch ungelöst“, sagt Maier, schließlich ist der Spielplatz erst vor zwei Jahren nach langem Hin und Her neu gebaut worden. Auch die Verkehrsführung der Busse müsste für eine solche Planung neu überlegt werden. Und wie sich DTB und Stadt die Kosten des Ausbaus aufteilen, ist noch völlig ungeklärt.

Der Konflikt mit den Anwohnern ist auch deswegen programmiert, weil der Tennis-Bund die Anlage nicht nur während des Turniers, sondern das ganze Jahr über nutzen möchte. Die Anwohner befürchten zusätzlichen Verkehr und Lärm und damit eine Beeinträchtigung ihrer Wohnqualität. „Das ist ja nicht neu, dass in Hamburg weltweit reichende Entscheidungen gefällt werden, deren Umsetzung kommunalpolitisch schwierig ist“, kommentiert Maier.

Mit den Planungen, die mit dem neuen Senat abgestimmt sind, ist der Tennis-Bund erst einmal zufrieden. DTB-Präsident Georg von Waldenfels freut sich darüber, „dass der Senat sich grundsätzlich für den Ausbau ausgesprochen hat“ und schob gleich die Bedingung nach, „dass sich die Anlage für uns wirtschaftlich rechnen muss“. Rechnen soll sich der Ausbau natürlich auch im Hinblick auf die Olympia-Bewerbung Hamburgs, hofft Maier: „Wer Olympische Spiele nach Hamburg holen will, muss auch die Tennisanlagen auf internationalen Standard bringen.“