„The great pumpkin“

■ Bremen im Halloween Fieber, oder: Was sollen auf einmal all die Kürbisse, Gespenster und Spinnweben in den Schaufenstern der Hansestadt?

Bis vor wenigen Jahren waren ab Oktober viele Schaufenster mit Weihnachtsdeko ausstaffiert. Mittlerweile ist jetzt erst einmal überall Halloween.

Schon bei Charlie Brown konnte man lernen, dass dazu der „great pumpkin“ gehört – der große Kürbis. Damals wussten die meisten Menschen außerhalb der USA noch nicht, was für ein komisches Kürbis-Fest da gefeiert wurde. Das hat sich geändert, Halloween ist auch mitten in Bremen.

Und so sieht es in der Stadt dann auch aus: Tonkürbisse in der Abteilung für Hygiene- und Sanitärartikel, Kürbisse aus Kunststoff in der Schreibwarenabteilung eines Kaufhauses, direkt über den kunstledernen Adressbüchern, Kürbisse neben Dessous in einem Wäschegeschäft – Kürbisse soweit das Auge reicht.

In Buchhandlungen gibt es Sondertische mit Bastelbüchern für Kinder, aber auch mit Liebesorakeln, Tarotkarten und Hexenrezepten für die Erwachsenen. Eine Buchhändlerin spricht ganz klar von einem neuen Trend. In ihrem Laden in der Innenstadt gebe es in diesem Jahr zum ersten Mal einen Extra-Halloween-Tisch. Noch im letzten Jahr hätten die Verlage gar keine extra Halloween-Bücher herausgegeben. Ihre Kollegin Nina Moog vermutet, dass das gewachsene Interesse stark vom Fernsehprogramm beeinflusst sei. Es gebe heute mehr Serien, die sich um Magie und übernatürliche Kräfte drehen.

Zwei Passantinnen erzählen von ihren Halloween-Erfahrungen: Die eine wohnt in direkter Nachbarschaft von zwei US-Amerikanern: Jetzt treffen sich die Erwachsenen zum Glühweintrinken, die Kinder vertreiben sich die Zeit mit der „Trick or treat“-Sitte, was so viel heißt wie „Süßigkeiten her, sonst spielen wir dir einen Streich“.

Eine andere Einkäuferin hat das Kürbis-Fest für sich vor drei Jahren aus den USA mitgebracht, weil sie vor Weihnachten noch einmal einen Anlass zum Feiern haben wollte. Schon als Kind habe sie gute Hexen geliebt, als Erwachsene möchte sie gegen die dunklen Tage feiern. Und damit scheint sie gar nicht so weit entfernt zu liegen von den Ursprüngen dieses eigenartigen Brauchtums zwischen heidnischer Geisterabwehr, katholischer Totenehrung und winterlichem Karneval. Beide Frauen vermuten, dass Halloween auch durch die starke Vermarktung in Deutschland erst so verbreitet worden ist.

Auf der Suche nach Erklärungen für den aktuellen Boom bekommt man im Internet zwar massig Tipps, wie man eine ordentliche Halloween-Party ausrichtet, mit Gruselrezepten, Schminkanleitungen und Deko-Tipps. Man erfährt auch etwas über die vermuteten Ursprünge dieses Fests: Zunächst einmal soll die heutige Bezeichnung „Halloween“ von „All Hallow eve(ning)“, also dem Vorabend vom katholischen Allerheiligen-Fest kommen. Das liegt am 1. November und damit einen Tag nach dem keltischen „Samhain“. „Samhain“ beschrieb das Ende des Sommers und war der Zeitpunkt des Jahreswechsels. Mit Beginn der kalten und dunklen Jahreszeit sollen die Kelten davon ausgegangen sein, dass die Geister der Verstorbenen ins Diesseits zurücckehrten. Um sie sich vom Leibe zu halten, sollen sie ausgehöhlte und beleuchtete Kürbisse vor ihre Häuser gestellt haben, so dass die Geis-ter nicht in die Häuser eindrangen.

Die Frage, warum Halloween in Deutschland auf einmal so boomt, bleibt aber unbeantwortet.

Ulrike Bendrat