SPD-Fraktion contra Senat: Musical-Kompromiss abgelehnt

■ Die Idee: Vier Millionen Mark für Stadtmarketing, Schwerpunkt Musical / Böhrnsen: „unakzeptabel“

In Sachen Hair hat der Senat gestern den Fraktionen von CDU und SPD einen Vorschlag gemacht: Vier Millionen soll die HVG für Stadtmarketing mit Schwerpunkt Musical ausgeben, im Gegenzug soll Schulenberg den Betrieb bis Ende Juni 2002 garantieren, bis dahin soll ein Konzept über die Zukunft des Theaters am Richtweg erarbeitet werden. Die CDU-Fraktion steht dem Vorschlag positiv gegenüber, aber die SPD bleibt bei ihrem Standpunkt: keinen Pfennig mehr fürs Musical. Und auf Finanzsenator Hartmut Perschaus (CDU) Botschaft an die Roten via Radio Bremen, sie sollten gefälligst Alternativen benennen statt nur stur „Nein“ zu sagen, erklärte SPD-Pressesprecher Werner Alfke: „Das ist doch nicht unser Problem.“ Unter Perschau als Wirtschaftssenator waren in den 90er Jahren die Verträge zwischen den Betreibern des ersten Musicals „Jekyll & Hyde“, dem Eigentümer der Immobilie am Richtweg sowie den stadteigenen Gesellschaften entstanden.

Die SPD also bleibt bei ihrer seit Monaten erklärten und in den vergangenen Tagen bekräftigten Ablehnung weiterer Zuschüsse für den Richtweg. Dabei hatte gestern alles so gut ausgesehen. Für 11.30 Uhr war gestern die Senatspressekonferenz angesetzt – das roch nach Einigung.

Im Rathausflur vor dem Gobelinzimmer dann großer Auftrieb. In der geöffneten Tür die Staatsräte, dahinter die Senatoren, davor die Journalisten. Ein hektischer Senatspressesprecher Klaus Schloesser erklärte eine Minute vor halb zwölf, die Pressekonferenz sei auf unbestimmte Zeit verschoben. Man verhandle noch, vor allem mit den Fraktionen, Ende offen. Mittags kamen Bürgermeister Henning Scherf (SPD), der SPD-Fraktionsvorsitzende Jens Böhrnsen sowie der SPD-Landesvorsitzende Detlev Albers zusammen. Danach erklärte Böhrnsen seiner Fraktion die Senatsidee. „Alle haben gesagt: So geht das nicht“, berichtet Sprecher Alfke, dann habe Böhrnsen die Parteimeinung auf den Punkt gebracht, „unter großem Beifall“: Der Senatsvorschlag sei „unakzeptabel“.

Im Detail sieht der Senatsvorschlag vor, das „Standortmarketingbudget um vier Millionen Mark zu erhöhen.“ Und weiter: „Damit werden in eigener Regie (Bremer Marketinggesellschaft, Hanseatische Veranstaltungsgesellschaft) werbliche Maßnahmen mit dem wesentlichen Schwerpunkt Musical, als die Wettbewerbsposition des Standorts fördernd, vorgenommen.“ Im Gegenzug dafür garantiere Schulenberg den Betrieb des Musicals „Hair“ oder „vergleichbarer Vorstellungen“ bis Ende Juni 2002.

Dass nicht Schulenbergs KPS, sondern die HVG über das Geld verfügen würde, konnte die Sozialdemokraten nicht beruhigen. Die CDU aber sehr wohl, ist mit dieser Konstruktion doch eine direkte Musical-Subvention vermieden. Und Klaus-Peter Schulenberg? Auch er würde, so ist zu hören, das Angebot akzeptieren. Fortsetzung folgt. sgi