was macht eigentlich
Michael Müller

Brav kommt weiter

Der Name ist Programm. Michael Müller ist bescheiden, blass, brav – ein sympathischer Tempelhofer, der das Zeug zum Lieblingsschwiegersohn aller Reihenhausmütter und -väter hat. Denn Michael Müller ist nicht nur der alte und neue SPD-Fraktionschef, der der Stadt smart, aber herzlich das Sparen lehren wird, sondern er engagiert sich auch für die lieben Kleinen. Etwa für ein Ferienlager für Tempelhofer Gören. Die Kinderfreizeit auf der schönen Wannseeinsel Schwanenwerder dürfe nicht den Sparzwängen des Bezirks zum Opfer fallen, forderte Müller im Sommer. Recht hatte er – und damit den Wahlkampf richtig heiß gemacht.

Was im Wahlkampf richtig ist, kann in Koalitionsverhandlungen nicht falsch sein – Zurückhaltung. Auf die Frage, welche Regierungskoalition er bevorzuge, antwortete der Kleinunternehmer, der in der Druckerei seines Vaters die Marktwirtschaft im Bleisatz studieren konnte, mit bei Klaus Wowereit geliehenen Satzbausteinen. Das zeigt eindrucksvoll die Stärke des Frakionsvorsitzenden – die uneingeschränkte Loyalität zu seinem Tempelhofer Weggefährten Wowereit.

Im Übrigen ist Michael Müller nicht mit Michael Müller zu verwechseln. Letzterer ist SPD-Bundestagsfraktionsvize und hat eine klare Meinung, über die sich trefflich streiten lässt: Der Düsseldorfer Müller äußerte jüngst Unmut über Schröders Haltung zu den US-Angriffen auf das Taliban-Regime. Das dürfte dem Tempelhofer Müller nicht passieren. Wie vielen andern Namensvettern. RICHARD ROTHER

FOTO: TAZ-ARCHIV