„Liebe taz...“ Bye, bye blackbird

Betr.: „Mehr als ein Radioprogramm“, taz bremen vom 31. Oktober 2001

Nun ist es also soweit: Radio Bremen 2 ist endgültig Geschichte! Die informativste, innovativste, interessanteste, auf- und anregendste Radio-Welle dieser Republik wird von politischen und kulturellen Ignoranten gemeuchelt.

Es gab und gibt keinen vergleichbaren Kanal, obwohl vor allem WDR und BR, die stets voller Neid nach Bremen blickten, mit viel Man-Power und enorm viel Geld immer wieder versucht haben, ein solch hochwertiges Programm zu gestalten und zu etablieren. Der kleinste Sender des Landes galt und gilt hier als Vorbild! Und das haben die Bremer mit einem Etat geschafft, der beim WDR nicht mal nennenswerte Lücken in der Porto-Kasse hinterlassen würde. Dafür muss man allen Machern Dank und Anerkennung zollen! Dank, Anerkennung und auch Hochachtung!

Darüber hinaus hat RB2 mit seinen zahlreichen Live-Veranstaltungen dem kulturellen Leben der Hansestadt zahlreiche Glanzlichter beschert. Die örtliche Musik-Szene hat reichhaltige positive Impulse, Anregungen und Förderungen erfahren können. Aber auch hier gibt es ja kaum noch Auftrittsmöglichkeiten. Viele Musiker wenden sich frustriert ab. Die Stadt mag nicht helfen, weil man ja kein Geld hat. Das wird dringend benötigt, ein Musical mit äußerst mäßigem Unterhaltungsewrt künstlich am Leben zu halten sowie Hernn Schulenberg ein einträgliches Monopol und eine hochsubventionierte Veranstaltungsreihe zuzuschustern.

Der Verweis auf das künftige Nord-West-Radio erfüllt mich mit tiefster Skepsis, wenn ich höre, dass dort Lutz Ackermann, der meist nur als Vertreter des musikalischen Mainstream aufgefallen ist, dem bisherigen Musik-Chef Peter Schulze vor die Nase gesetzt wird. Das ist eine Disziplinierung des Genies zum Schutze des Mittelmaßes!! Das ist so, als würde „Manta-Manni“ als Fahrtrainer für Michael Schumacher verpflichtet! Warum macht man nicht Stefan Raab zum Intendanten?

Bleibt nur zu hoffen, dass die familiären und sozialen Bindungen von Peter Schulze, Volker Steppat, Arne Schumacher, Marita Emigholz, Mathias Siebert und all den ungenannten Mitarbeitern stark genug sind und man ihre Namen nicht in den Programmen anderer Funktionäre finden wird. Die „Head-Hunter“ sind gewiss am Werke. Von einem hervorragendem und nachahmenswerten Stück deutscher Radio-und Kulturgeschichte nehmen wir Abschied und summen leise „Bye, bye blackbird“!

Ulli Bau