10.000 Green Cards

Anwerbung ausländischer IT-Spezialisten wird fortgesetzt: Aus 10.000 Green-Card-Besitzern sollen laut Arbeitsministerium 20.000 werden

BERLIN taz ■ 15 Monate nach Einführung der so genannten Green Card geht die Anwerbung ausländischer Experten in die zweite Runde: Der Bundesarbeitsminister teilte gestern dem Kabinett mit, er werde der Bundesanstalt für Arbeit die Erlaubnis erteilen, weitere 10.000 Arbeitskräfte anzuwerben. Bisher sei die „Green-Card-Initiative“ erfolgreich gewesen, ließ Riester durch Staatssekretär Gerd Andres mitteilen. Im Sommer 2000 hatte man sich darauf verständigt, binnen zwei Jahren 20.000 Spezialisten vor allem für die IT-Branche anwerben zu wollen. Nach der Erteilung der Hälfte der Green Cards sollte über das weitere Verfahren entschieden werden.

Laut Statistik der Bundesanstalt für Arbeit wurden bis zum 26. Oktober 10.054 IT-Fachkräfte aus Nicht-EU-Staaten mit einer Arbeitserlaubnis ausgestattet. Die größte Gruppe, nämlich 21 Prozent, kommen – ganz dem Stereotyp entsprechend – aus Indien, gefolgt von Russland, Weißrussland, der Ukraine und den baltischen Staaten. Die überwältigende Mehrheit, nämlich 88 Prozent, sind Männer. Die Regelung für den mitreisenden Ehepartner, der ein Jahr auf eine Arbeitserlaubnis warten muss, hatte immer wieder zu massiver Kritik seitens der IT-Spezialisten, aber auch der Unternehmen geführt. Doch auch die auf fünf Jahre beschränkte Gültigkeit stößt auf Kritik.

Das Institut der Deutschen Wirtschaft unterstützte das Arbeitsministerium gestern mit dem Hinweis, die deutsche Wirtschaft suche trotz der steigenden Arbeitslosigkeit weiter händeringend nach Fachkräften: Vor allem Ingenieure und Informatiker sowie Fachkräfte ohne akademischen Abschluss aus Metall- und Elektroberufen seien Mangelware. Nach Angaben der Bundesanstalt für Arbeit führt jede Green Card zu 2,5 weiteren Arbeitsplätzen. Das Arbeitsministerium betonte gestern aber auch, dass trotz Green Card weiterhin in erster Linie inländische Fachkräfte ausgebildet werden müssten. Dessen ungeachtet hatte Bundeskanzler Gerhard Schröder noch am Dienstag in der südindischen IT-Metropole Bangalore um Nachwuchs für die deutsche Computerbranche geworben. Die Resonanz war verhalten: Einige erklärten, in Indien lebe es sich ganz gut, andere fürchteten deutschen Rassismus, wieder andere konnten sich einen Umzug durchaus vorstellen.

JEANETTE GODDAR