Albernheit und Virtuosität

■ Verrücktes Konzert für Kinder: „Sturm und Klang“

„Ein verrückt inszeniertes Konzert ist heute nichts Besonderes mehr“, befindet Stephan von Löwis. „Ein Kammerkonzert auf höchstem Niveau auch nicht. Aber beides zusammen, das ist was ganz Ungewöhnliches!“ Und weil die fünf Musiker der französischen Gruppe Les Bons Becs (will heißen: „gute Mundstücke“, „gute Schnäbel“ und ist der Name eines Bonbons) diese denkwürdige Mischung bieten, hat er sie mit ihrem Konzert Sturm und Klang im Rahmen seines großen KinderKinder-Festivals nach Hamburg ins Fundus Theater eingeladen, als sie zufällig seinen Weg kreuzten.

Vier Klarinettisten geben sich auf der Bühne ein Stelldichein mit einem Schlagzeuger. Das führt gerne und immer wieder zu Konfusionen. Besonders wenn die vier Holzbläser den Kollegen mit Klanghölzchen nicht zum Zuge kommen lassen wollen. Sie spielen ihn an die Wand, bis ihm der Geduldsfaden reißt und er seinerseits unter Einsatz des kompletten Schlagzeugs zurückschlägt. Das alles aber, versteht sich, ist eingebettet in durchaus ernsthafte Kompositionen von Gershwin, Strauss, Piazolla, Mancini oder auch Gillespie.

Die fünf Männer in ihrem halbernst wirkenden schwarzen Outfit mit fetten Hosenträgern sind unaufhörlich in Bewegung. Sie schaffen ein Paralleluniversum zu den Klängen, zu den Rhythmen, die sie mal lustig, mal ernst zubereiten. „Es gelingt ihnen dabei immer wieder, alltägliche Situationen, die Kindern gut vertraut sind, in ihre Spielkonstellationen zu übertragen, etwa jemanden nicht mitspielen zu lassen, seinen Kopf durchzusetzen oder die Oberhand zu gewinnen“, erklärt Stephan von Löwis. Und dabei kommen sie fast durchgängig ohne Worte aus. Nur wenn sie ihre Klarinetten zerlegen und den Bestandteilen noch letzte Töne entlocken, gibt es mal einen Kommentar. Ansons-ten verlassen sie sich angesichts ihrer jüngsten Zuschauer- und -hörer ab 6 Jahre auf die Internationalität von Musik. Und eben den Kontrast zwischen Albernheit und klassisch geschulter Virtuosität.

Oliver Törner  

 morgen und übermorgen, je 16 Uhr, Fundus Theater