Steinzeit-Kapitalismus

■ Unternehmer holt Bettler von der Straße und lässt ihn von Mitarbeitern bezahlen

Als „Rückfall in die kapitalistische Steinzeit“ kritisiert die GAL-Abgeordnete Dorothee Freudenberg den hemdsärmeligen Einsatz eines Unternehmers: Das Hamburger Abendblatt hatte unter der Überschrift „So einfach geht das: Job für City-Bettler“ begeistert berichtet, dass der Eigentümer eines Schuhladens in der Innenstadt einen am Jungfernstieg sitzenden Bettler angesprochen habe. Ob er nicht Geld verdienen wolle, war die Frage. Der wollte, und wenn es nun im Laden etwas auszupacken gibt, erledigt er das jetzt. Dafür bekommt er acht bis zehn Mark pro Stunde, je nachdem, was die Angestellten des Unternehmers zusammen bekommen. Die sind es nämlich, die den Helfer bezahlen.

Freudenberg, sozialpolitische Sprecherin ihrer Fraktion, kritisiert, dass der Unternehmer sich um seine soziale Verantwortung drückt, „Ladenbesitzer heuern und feuern in Feudalherren-Manier ihre möglichst frisch gewaschenen und ordentlich gekleideten Hausbettler, wie es gerade beliebt – das ist kein Beschäftigungsmodell der Zukunft, sondern gehört ins Museum der Arbeit, Abteilung Mittelalter.“ Es spreche nichts dagegen, wenn jemand Hinz- & KünztlerInnen, SchülerInnen oder BettlerInnen fragt, ob sie sich ein paar Mark verdienen wollten, wenn geregelt wird, für wie viel Arbeit es wieviel Geld gibt. Ohne überprüfbare Vereinbarungen jedoch sei der von der Straße weg Engagierte immer der Dumme.

Ein Sprecher des Arbeitsamtes wies darauf hin, dass sowohl der Aushilfspacker wie auch der Unternehmer die Pflicht haben, die Tätigkeit anzugeben. Der Empfänger von Arbeitslosenhilfe dürfe im Monat 315 Mark verdienen, ohne dass dieser Betrag von seiner Fördersumme abgezogen würde, aber angeben müsse er es trotzdem. san