Im Rathaus fließt Ökostrom

Neue CDU-Schill-Mehrheit in Bergedorf will nach einem Jahr kündigen  ■ Von Gernot Knödler

Gero Lücking von der Ökostrom-Firma Lichtblick freut sich: Der Stromhändler vom Glockengießerwall und seine KollegInnen haben das faktische Monopol der Hamburgischen Electricitätswerke (HEW) bei der Versorgung städtischer Einrichtungen geknackt. Seit heute versorgen sie das Bergedorfer Rathaus mit dem sauberen Saft aus der Steckdose. Allzu lange wird Lü-ckings Freude allerdings nicht währen: Die neue Bezirksversammlung beschloss gleich bei ihrer konstituierenden Sitzung, den Vertrag bei nächster Gelegenheit zu kündigen.

Der Stromwechsel geht auf eine Vereinbarung von SPD, GAL und Regenbogen im Vorfeld der Wahl des neuen Bezirksamtsleiters Christoph Krupp (SPD) vom 1. Februar zurück. Als Gegenleistung für seine Stimmen hatte der Regenbogen den SozialdemokratInnen unter anderem das Umsteigen auf sauberen Strom abgerungen, sofern dies nicht mehr als 10.000 Mark zusätzlich kosten würde.

Den Weg frei machte eine Vereinbarung zwischen dem Senat und den HEW, die zwei Monate später – im April – auf Initiative des damaligen Umweltsenators Alexander Porschke (GAL) geschlossen wurde. Seither können alle städtischen Dienststellen selbst entscheiden, ob sie statt des HEW-Stroms grünen Strom von den HEW oder anderen Anbietern beziehen wollen. Die Mehrkosten müssen sie allerdings selbst tragen.

Im Falle des Bergedorfer Rathauses werden sie nach Angaben von Bezirksamtsleiter Krupp voraussichtlich 7000 Mark betragen. Die Stromrechnung für das Verwaltungsgebäude wird sich dadurch um ein Viertel erhöhen. Denn der Ökostrom von Lichtblick wird ab dem 1. Januar 2002 zwar billiger sein als jeder HEW-Tarif für Haushaltskunden – mit dem Großkunden-Rabatt, den die HEW für einen ganzen Pool städtischer Einrichtungen gewährt, kann das Angebot fürs Bergedorfer Rathaus allein jedoch nicht mithalten.

Lichtblick und der Bezirk haben ihren Vertrag zunächst für ein Jahr geschlossen. Eine Verlängerung kommt seit der ersten Sitzung der neuen Bezirksversammlung allerdings wohl nicht mehr in Betracht. Die neue Mehrheit von CDU und Schill-Partei beschloss die Kündigung zum nächstmöglichen Termin.

Angesichts der geringen Summen, die den Bezirken zur Verfügung stehen, wollen sie sich die Mehrkosten sparen. 7000 Mark seien einfach ein großer Batzen Geld, „wo wir uns sonst um jede 100 Mark der Bezirkssondermittel streiten“, sagt Adolf Helms von der CDU-Fraktion.

Für eine Entscheidung, die lediglich Signalwirkung haben sollte, sei der Betrag zu hoch. „Was nützt es, wenn wir für die Bezirksverwaltung Ökostrom beziehen“, fragt Helms. Für den Atomausstieg bringe das ohnehin nichts. Abgesehen davon, dass die CDU erst dann aus der Kernenergie aussteigen wolle, wenn diese durch Energie aus erneuerbaren Quellen ersetzt werden könne.