vorlauf konzert
: Thomas Mauch hört auf den Sound der Stadt

Ein großer Trommler war Oskar Mazerath. Möglicherweise nicht sonderlich ausgefeilt in der Technik. Aber heftig. Intensiv. Darum aber sollte es doch gehen, in der Musik. Was an die Ohren knallen, das nicht nur bequem weggehört werden kann. Feinsinnigkeit schließt das nicht aus. Auf unterhaltsame Verstiegenheiten darf man sich bei Sven-Ake Johansson freuen, dem Schlagwerker und Wortkünstler, der heute abend beim „Total Music Meeting“ im Podewil (20.30 Uhr) antritt. Der Untertitel verspricht „Young European Improvisers“. Etwas geschummelt an Lebensjahren. Aber egal. Denn gerade auch die alten Hasen halten beim Meeting die Improvisation frisch. Wie die weiteren Gäste Hans Reichel, Rüdiger Carl und Carlos Zingaro, die locker beweisen, dass wer da nur was von Komposition versteht, auch davon nichts versteht. Gutes Impro-Programm. Freitag-Alternative dazu: Knister-Elektronik von Pole. Spröde. Minimalistisch. Warm. Im Maria am Ostbahnhof (23 Uhr). Nacharbeitend lassen sich am Samstag dazu in der Akademie der Künste (19.30 Uhr) in der „Werkstatt Eletroakustischer Musik“ die theoretischen Grundlagen einholen: Mit Arbeiten (etwa von Luc Ferrari) aus dem INA/GRM-Studio. Dem Mekka der Elektroakustiker. Weitere merkwürdige Musiken. Aus Finnland. Wo man sich die Sechziger nach eigener Seligkeit neu erfunden hat. Mit den schönsten Spielfeldern der Folgejahrzehnte. Ohne Retro-Verbissenheit. Aavikko surfen am Sonntag im Bastard (21 Uhr) auf dem Casio-Brett durch die Disco und lassen Krimi-Melodien dazu klingeln. Und am Mittwoch schälen 22 Pistepirkko im Maria am Ostbahnhof (21 Uhr) schönsten Pop aus der Verschrobenheit. Blues mit der Beat-Box. Betörende Melodien. Himmelhoch jauchzende Melancholie unter der Mitternachtssonne. Wer da nicht hinhören will, hat wahrscheinlich gerade sein Herz verlegt.