Das Leben und der Tee

Die Deutschland-Zentrale des Yogi-Tees hat ihren Sitz in Eppendorf und schafft im Einklang mit Arbeit, Leben, Körper und Geist  ■ Von Sandra Wilsdorf

Bevor sie ein „Meeting“ beginnen, singen sie ein Mantra.Wenn es zu Ende ist, singen sie gemeinsam noch ein Lied. Mittags kocht ihnen ihre Köchin ein ayurvedisches Essen, und wer eine Pause macht, zieht sich in einen der Yoga-Räume zurück: Für die Mitarbeiter von „Golden Temple“ gehören Arbeit und Leben, Körper und Geist zusammen. Was sie machen, muss dem Anspruch der Ganzheitlichkeit genügen, ihr Job ist Tee. Eine Etage in einem Eppendorfer Hinterhofhaus ist die Deutschland-Zentrale des Yogi-Tees.

Die meisten, die hier arbeiten, sind Sikhs und bekennen sich dazu, indem sie Turban tragen. Sie praktizieren Kundalini-Yoga, die meisten von ihnen lehren es auch. Sie streben nach Vollkommenheit, und deshalb soll ihr Tee nicht nur Getränk sein: Jede Packung ziert auch eine Yoga-Übung und Weisheiten wie diese: „Wir wurden nicht geboren, um über einander zu urteilen, wir wurden geboren, um uns kennen zu lernen.“

Es sind die Wahrheiten von Yogi Bhajan, dem Erfinder des Yogi-Tees. Der in Indien geborene Sohn eines ayurvedischen Arztes lebt und lehrt in Indien und den USA. Im Anschluss an seinen Unterricht gab es oft ein Getränk aus Nelken, Zimt, Kardamom, Ingwer und Pfeffer, das wurde der „Tee des Yogi“ genannt.

Einer, der Yogi Bhajan gut kennt, ist der „Vice President Sales & Marketing“ Sat Hari Singh. „Singh“ heißt „Prinz“, und das ist er nicht von Geburt: Er war Lehrer, politisch aktiv und leitete eine Galerie, als er vor über 20 Jahren das Gefühl hatte, seinem Leben fehle eine weitere Dimension. Er begann mit Yoga und fand sie in der Beziehung „zu einem höheren Inneren, zu Gott“, sagt er. Und weil er diese innere Dimension auch nach außen zeigen wollte, kleidet er sich seitdem in die Gewänder eines Sikhs.

Weil aber diese neue Identität auch sein Arbeitsleben ausmachen sollte, begann er gemeinsam mit anderen Yogis das vegetarische Restaurant „Golden Temple“ in Eppendorf zu betreiben. Täglich schenkten sie hier etwa 25 Liter Yogi-Tee aus. „Jeden Morgen zerstießen wir die Kräuter dafür.“

Und weil immer mehr Menschen nach diesem Getränk dürstete, verkauften ihn die Yogis in immer größeren Mengen. „Anfangs haben wir ihn noch mit dem Fahrrad zu den paar Naturkostläden gefahren, die es damals gab“, erzählt Sat Hari Singh.

Heute gibt es das Basis-Rezept auch in den Verfeinerungen Lakritz, Jamaika, Schoko und Himalaya. Und gerade ist noch ein ganz neues Familienmitglied dazugekommen: Den in Indien sehr verbreiteten Chai gibt es in den Varianten grün, schwarz und süß. Eine Sorte für den Frieden, eine für den erfolgreichen Neubeginn und eine für die Toleranz: Auch diese Pa-ckungen werden mit Weisheiten und Yogaübungen verziert.

Und auch die ayurvedischen Tees, die so wundervolle Namen wie „Grüne Energie“, „Goldene Aura“, „Kleine Kur“ oder einfach „Glückstee“ tragen, hat wohl jeder Bioladen-Käufer schon gesehen. Auch sie kommen aus der Zentrale am Eppendorfer Weg. Die Gewürze bestellen Sat Hari Singh und seine Kollegen in aller Welt, und wegen des Gleichgewichts, in das der Mensch mit sich, der Natur, der Welt gehört, sollte möglichst alles biologisch angebaut sein. „Es ist gar nicht so einfach, biologisch angebaute Zimtrinde zu finden“. Sie kommt aus einem Regenwaldprojekt in Indonesien. Bolivien, Spanien, Sansibar: Die Gewürze kommen aus aller Welt nach Hamburg. „Hier sind einfach die besten Gewürzmüller“, sagt Verkaufsmanager Karta Purkh Singh. Die gemahlenen Gewürze werden nach Italien gebracht, „dort haben wir die bes-ten Teebeutelproduzenten gefunden“, sagt Sat Hari. Und von dort kommen sie zur Europa-Zentrale nach Amsterdam.

Für die immer neuen Rezepturen gibt es drei Mitarbeiter. Sie kümmern sich ganz ayurvedisch um Wirkung und um Geschmack. Um die Vollkommenheit eben. Denn „Ayurveda heißt nichts anderes als das Wissen vom Leben“, sagt Sat Hari Singh.