: Was heißt denn hier „Pubertät“?
■ Wenn Kinder und Jugendliche alles wissen wollen: Über klassische und virtuelle Alleswisser
Manchmal will man nur wissen, wie „Potpourri“ geschrieben wird. Die Rechtschreibkontrolle lässt übrigens weder „Pottpurri“ noch „Potpurri“ zu. Da hilft der Griff zum Duden. Es gibt kompliziertere Fragen klären. „Pubertät“ zum Beispiel. Was sagt uns das? „Der Klügere sieht nach“ lernt, wer bei Günter Jauchs Schlüsselloch-Schau mit den Viel- und Alleswissern zittert. www.wissen.de sponsert die Sendung, die Web-Adresse eignet sich wirklich zum Nachsehen: „Pubertät“ ist lateinischen Ursprungs, heißt wörtlich übersetzt „Mannbarkeit“. „Der zwischen Kindheit und Erwachsenenalter liegende Zeitraum der Entwicklung zur Geschlechtsreife (etwa vier Jahre)“, erklärt dann die Wissens-Seite, „häufig verbunden mit einer tief greifenden seelischen Krise. Sie beginnt mit dem Auftreten der sekundären Geschlechtsmerkmale...“ Nach solchen eher trockenen Sätzen beginnt eine lange Liste von 30 Verweisen - „Faszination des Wachstums“, „Die erste Liebe“, „Trotzalter“, Skizzen, Fotos - was das Herz begehrt, wird erklärt. Das Angebot ist so überzeugend, dass die teuren CD-ROM-Pakete „Brockhaus multimedial“ oder die „Encarta“ überflüssig sind für die, die einen Internet-Anschluss haben. Zum Glück für die Verlage können nicht alle damit umgehen!
Der Brockhaus-Verlag sucht neben den Nutzern der guten alten dickleibigen Lexika und der CD-ROM-Versionen neue Märkte bei Kunden, die es vielleicht lieber handlich-fassbar und einfacher haben: Jugendliche und Kinder. Brockhaus-light gibt es in drei Bänden für Jugendliche „ab etwa 12 Jahren“. Das Test-Wort „Pubertät“ zeigt: Die Erklärungen sind zusammengestrichen, die Zahl der Verweise erheblich geringer als bei den Online-Versionen. Auf spannende Fragen wie „Die erste Liebe“ werden die Jugendlichen nicht verwiesen, vielleicht weil das Stichwort „Liebe“ auch im zweiten Band unter „L“ nicht aufgeführt ist, „Trotzalter“ übrigens auch nicht, dafür „Trotzki“. Bei den klassisch „lexikalischen“ Fragen finden Jugendliche auf den 1.200 Seiten des Jugend-Brockhaus aber sicherlich alles, was sie für die Schule nachschlagen müssen. Wem die drei Bände zu teuer sind, kann in Meyers Jugend-Lexikon auf ca. 670 Seiten eben die Hälfte der Eintragungen finden. Vom Stil her sind die beiden Jugend-Lexika vergleichbar, in den Texten zum Teil wörtlich identisch.
Der Brockhaus-Verlag hat daneben eine „Kinder“-Ausgabe seines Wissens-Schatzes für die 8-12-Jährigen herausgebracht mit noch mehr bunten Bildern zum Stöbern. Da war die Versuchung offenbar weniger stark, weitgehend nur eine gekürzte Kopie des großen Brockhaus vorzulegen. Die vier handlichen Bände mit jeweils 150 Seiten sind liebevoll gearbeitet. Unter „Pubertät“ bekommen die Kinder sogar hilfreiche Hinweise auf die Probleme ihrer älteren Geschwister: „... und auch Eltern und Lehrer reagieren auf Jugendliche in dieser Phase oft nicht richtig.“ K.W.
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