die anderen araber
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Zur Darstellung des Islam im Westen seit dem 11. September meint Abbas Beydoun in der in Beirut erscheinenden Zeitung As-Safir: Der Islam ist für die westlichen Kommentatoren mit einem Mal zu einer Selbstmordreligion geworden. Es handelt sich hier wohlgemerkt um die gleiche Religion, die in der Vergangenheit als Religion der weltlichen Genüsse galt. Die selben Kommentatoren haben weder einen Zusammenhang zwischen den japanischen Kamikazefliegern und dem Shintuismus hergestellt, noch zwischen den kollektiven Selbstmorden in den USA und dem Christentum. Dabei hat der Islam zum Selbstmord keine andere Haltung als diese Religionen: Das Leben des Menschen ist ein Gut, das dieser nicht verschenken darf. Die Wurzeln des Selbstmords sind weder in der Religion noch im Wesen eines Volkes zu suchen. Man muss von den Umständen sprechen, die Menschen in eine selbstmörderische Enge treiben. Wer die Ursachen voreilig vom Islam ableitet, will von denen, die er beschuldigt, nichts wissen. Stattdessen versucht er in der selbstmörderischen und tyrannischen Gewalt den Makel einer ganzen Religion und eines ganzen Volkes zu sehen, einen schon immer und bis in alle Ewigkeit existierenden Makel. Das Stigma der Religion unterscheidet sich in diesem Fall nicht von dem der Hautfarbe oder der Rasse. Es handelt sich um einen Rassismus mit kosmopolitischer Prägung, der die Ablehnung von kulturell, ideologisch und religiös anders farbigen Menschen beinhaltet. Er wird mit Sicherheit lange anhalten und umfassend sein. Genau in dem Augenblick, wo die Welt sich in ethischer Eintracht gegen Diskriminierung gefestigt zu haben schien, findet sie sich hemmungslos mittendrin wieder.

Zum Thema „Kampf der Kulturen“ schreibt Wasif Awwada in der selben Zeitung: Stammt Hitler etwa aus Pakistan, Mussolini von der arabischen Halbinsel und Timothy McVeigh aus Oberägypten? Und überhaupt, wer repräsentiert die östliche Zivilisation? Etwa Saddam Hussein oder seine Opfer in der irakischen Bevölkerung, Muhammad Chatami oder Ali Chamenei? Bin Laden hat dem Westen großen Schaden zugefügt, aber viel größeres Unheil hat er über die östliche Welt gebracht. Er hat die Intifada zunichte gemacht, durch ihn sind ganze Staaten von Instabilität bedroht, die Existenz von Hunderttausenden, ja Millionen von Migranten ist in Gefahr gebracht. Sind nicht gerade die Menschen in der östlichen Welt, allen voran die Afghanen, die permanenten Opfer jener Terroristen, von denen sie regiert werden?  DEUTSCH VON
LAILA CHAMMAA & MONIQUE BELLAN