Der Brief des Achmed, Islamabad

Ein mit Tesafilm zugeklebter Brief erschien Angestellten des Arbeitsamtes in Rudolstein verdächtig. Jetzt werden auch sie auf Milzbrand untersucht

von BEATE WILLMS

Jetzt gibt es auch in Deutschland erste Verdachtsfälle auf Milzbrandanschläge. In Thüringen und Schleswig-Holstein seien zwei Postsendungen nach ersten Untersuchungen positiv auf den Erreger getestet worden, teilten die Gesundheitsministerien in Erfurt und Kiel gestern mit. Ergebnisse von Kontrolluntersuchungen des Robert-Koch-Instituts in Berlin standen zunächst aus, wurden aber noch für Freitagabend erwartet. Für die Bevölkerung bestehe keine Gefahr, sagte der Sprecher des Erfurter Gesundheitsministeriums, Thomas Schulz. Zumindest der verdächtige Umschlag in Thüringen sei erst für die Untersuchung geöffnet worden.

Der Brief war am Donnerstag vergangener Woche in der Poststelle des Arbeitsamts in Rudolstadt eingegangen. Er soll eine deutsche Briefmarke, den – nicht lesbaren – Stempel eines deutschen Briefzentrums und als Absender den Namen Achmed und als Ortsangabe die pakistanische Hauptstadt Islamabad getragen haben. Zudem war er mit Tesafilm verklebt. Eine Mitarbeiterin hatte Verdacht geschöpft. Herbeigerufene Polizeibeamte informierten das Gesundheitsministerium. Dreifach in Plastiktüten und ein Einweckglas verpackt, war der Brief, der ein „Tütchen mit Pulver“ enthielt, dann an das Bundesinstitut für gesundheitlichen Verbraucherschutz und Veterinärmedizin in Jena übergeben worden. Dort untersuchten die Experten das Pulver sowohl serologisch als auch mit dem Mikroskop. Beide Befunde waren positiv. Deshalb schalteten die Wissenschaftler nun das Robert-Koch-Institut ein, das das zentrale Institut auf dem Gebiet der Biomedizin ist.

Laut dem thüringischen Gesundheitsminister Frank-Michael Pietsch (CDU) hatten drei Frauen den Brief angefasst, aber wegen der erhöhten Sicherheitsbestimmungen nach den ersten Milzbrandattacken in den USA Schutzhandschuhe getragen, so dass sie keinen direkten Hautkontakt hatten. Sie wurden untersucht. Bei zweien gab es keinen Hinweis auf Symptome. Pietzsch schloss deswegen weitgehend aus, dass sie sich mit dem lebensgefährlichen Lungenmilzbrand infiziert haben könnten; dessen Inkubationszeit betrage nur vier Tage. Das Ergebnis der dritten Untersuchung stand zunächst noch aus. Der Raum, in dem sich sieben weitere Personen aufgehalten hatten, wurde desinfiziert.

Aus Schleswig-Holstein wurden ebenfalls zwei Fälle von konkretem Milzbrandverdacht gemeldet. Zwei Pakete, die bereits am Montag entdeckt worden waren, wurden postiv getestet. „Es geht nicht darum, dass sich ein Mensch an Milzbrand angesteckt hat, sondern darum, dass eine Probe positiv getestet wurde“, sagte ein Sprecher des Gesundheitsministeriums. (mit dpa, rtr)