Bomben & Propaganda

Die US-Regierung richtet drei neue Informationsszentren ein, um den Krieg in Afghanistan ins rechte Licht zu rücken. Gelder für „Radio Free Afghanistan“ bewilligt. CNN übt Selbstzensur

BERLIN taz ■ Wenn der Sprecher des Weißen Hauses, Ari Fleischer, sich dazu genötigt sieht zu dementieren, dass sich die USA bezüglich der öffentlichen Meinung zum Afghanistan-Krieg in einer Defensive befänden, dann befinden sie sich offensichtlich gehörig in der Defensive. Die Kritik am Krieg wächst weltweit, die Bilder aus Afghanistan überlagern längst die Bilder vom 11. September.

Das haben jetzt auch die USA gemerkt, und sie reagieren prompt: Zwei neue „Afghanistan-Informationszentren“ in Washington und London sollen jetzt helfen, die Militäraktionen ins rechte Licht zu rücken. Eine ähnliche Einrichtung solle in Kürze auch in Pakistans Hauptstadt Islamabad entstehen.

Laut Ari Fleischer gehe es darum, die Berichte der Taliban über zivile Opfer der US-Bomben, in der Regel verbreitet vom Taliban-Botschafter in Pakistan und der ebenfalls in Islamabad ansässigen Nachrichtenagentur aip, möglichst rasch als Falschmeldungen darstellen zu können. Bisher, so Fleischer, hätten die Taliban auf Grund der Zeitverschiebung den Vorteil gehabt, falsche Behauptungen immer für einige Stunden unwidersprochen in die Welt setzen zu können. Das soll mit den rund um die Uhr arbeitenden Informationszentren jetzt anders werden. Woher die USA ihre Informationen über tatsächliche Bombenschäden in Afghanistan beziehen wollen, sagte er nicht. Seit Kriegsbeginn leidet die gesamte Berichterstattung aus Afghanistan darunter, dass keinerlei Informationen von unabhängiger Seite bestätigt werden können.

Auch der Nachrichtensender CNN stutzt sich selbst die Federn. Einem Bericht der Washington Post zufolge hat CNN-Chef Walter Isaacson in einem internen Memo aufgefordert, vorsichtig mit den Bildern von Zerstörungen und Verletzten in Afghanistan umzugehen und immer wieder zu erwähnen, dass es um den Kampf gegen ein Regime geht, das Terroristen beherbergt.

Auch in Afghanistan selbst geht der Propaganda-Krieg weiter. Ein Ausschuss des Repräsentantenhauses hat am Donnerstag 14 Millionen Dollar für den Aufbau eines „Radio Free Afghanistan“ freigegeben. „Das bietet die größte Chance, um Informationen zu verbreiten, die die afghanische Bevölkerung gegen die Taliban aufbringen“, sagte der republikanische Abgeordnete Ed Royce zur Begründung.

BERND PICKERT