Linux im Web-Punkt

■ Bildungssenator feierte das 25. Internet-Café an Bremens Schulen

In der Rekordgeschwindigkeit von einem knappen Jahr hat die Bildungsbehörde in Zusammenarbeit mit der Universität und den Schulen insgesamt 25 „Web-Punkte“ in den beiden Städten Bremen und Bremerhaven eingerichtet. Nach Obervieland ins Bürgerzentrum neben dem Schulzentrum kam Bildungssenator Willi Lemke (SPD) in der vergangenen Woche persönlich, um den Erfolg zu feiern. „Soweit in diesem Bereich ist kein anderes Bundesland“, freute sich Lemke. Und er hatte ein besonderes Lob für die 300 „Scouts“, jugendliche Helfer, die in den Web-Punkten für Ordnung und guten Rat sorgen und auch schon mal Senioren die neue Technik erklären.

15.000 Mark pro Jahr bekommt eine Schule aus dem „Time“-Programm, mit denen der schulische Internet-Zugang auch nachmittags für die Stadtteil-Bevölkerung offen halten muss. „Sponsoring ist niemals eine Einbahnstraße“, sagte Lemke auch in Richtung des anwesenden Telekom-Vertreters Gustav Klein. Die Telekom will die Jugendlichen, die die Web-Punkte nutzen, von Anfang an ihre vergleichsweise teuren T-Online-Dienste gewöhnen. Die Rechner liefert die Telekom auch mit vorinstalliertem Windows-Programm. So sollen die Bremer Computer-Kids mit der Produkt-Palette des weltweiten Monopolisten Bill Gates groß werden.

In Obervieland haben die Computer-Experten, die eine Vorliebe für das „open source“-Betriebssys-tem Linux haben, den Sponsoren ein intelligentes Schnippchen geschlagen: Alle Computer im Web-Punkt lassen sich parallel mit dem freien Betriebssystem Linux betreiben. Gleichzeitig ist möglich, was bisher so nicht ging: Von den Arbeitsplätzen aus können auch Anwendungen für Windows benutzt werden, so dass sich Vorbehalte schnell abbauen ließen.

Die Initiative, diesen Schritt zu gehen und sich dadurch aus dem Zwang, Microsoft-Produkte einsetzen zu müssen, zu befreien, ging zunächst vom Gemeinschaftszentrum Bürgerhaus Obervieland e.V. (GZO) aus, wo man es den Benutzern ermöglichen will, sich mit dem „open-source“-System zu beschäftigen und die große Anzahl freier Anwendungssoftware für Linux verwenden zu können. Der Vorsitzende des GZO, Arnold Meyer, der selbst im IT-Bereich der Uni Bremen tätig ist, wandte sich deswegen mit der Bitte um Unterstützung an die Linux User Group Bremen, wo er auf den Linux-Experten Peter H. Ganten traf.

Ganten gründet zurzeit mit Unterstützung der Bremer Innovationsagentur (BIA) das Unternehmen „Univention“, das Lösungen für den Einsatz von Linux auf Unternehmensarbeitsplätzen entwickelt. Diese Besonderheit wurde auf der offiziösen Sponsoren-Feier in Obervieland nicht erwähnt.

Die Feier des 25. Web-Punkts war ein wenig voreilig: Heute, am 5. November, wird im Nachgang der Web-Punkt der Integrierten Stadtteilschule am Leipnizplatz eröffnet. Auch dort gilt: Ab 14 Uhr surfen frei für SchülerInnen und StudentInnen, alle anderen dürfen aber auch, für eine Mark pro Stunde. Die Linux-Installation gibt es da noch nicht. Wenn der Pilot-Betrieb in Obervieland problemlos läuft, soll diese Kombination von Windows und Linux später auch in den anderen Web-Punkten installiert werden.

K.W