Marcelinho ist der Mann

Mit dem 3:0 über Mönchengladbach im Sonntagspiel der Bundesliga bestätigt Hertha BSC Berlin seinen Aufwärtstrend. „Wir sind wieder dran“, sagt Trainer Jürgen Röber

aus Berlin MARKUS VÖLKER

Wenn es etwas grundsätzlicher Art zu melden geben sollte, dann ist die Geschichte, dass Hertha BSC etwas gelernt hat. Bei gutwilliger Betrachtung kann man das tatsächlich aus dem 3:0 gegen Borussia Mönchengladbach im Sonntagspiel der Bundesliga schließen. Und das Gelernte ergibt sich aus den Erfahrungen der letzten Wochen. Jedenfalls kann man Trainer Jürgen Röbers Fazit, man habe „genug Schelte bekommen“, so interpretieren.

Wenn man noch weiter gehen will, könnte man sagen: Hertha ist nach dem dritten Ligaerfolg in Serie nicht nur „wieder dran“ (Röber), sondern auf dem Weg, einen richtigen Führungsspieler zu haben. Sein Name: Marcelinho. Der Brasilianer gab erstens die Vorlage zu Michael Preetz’ 3:0. Zweitens steuerte er ein frühes und klassisches Marcelinho-Tor bei, als er Torhüter Kiralys langer Abschlag aufnahm, Gladbachs Nielsen den Ball nicht traf, und der Brasilianer einschoss (12.). Das 2:0 machte der gern geschmähte Dick van Burik, als er aus 28 Metern links oben in den Winkel traf (29.) – mit Hilfe des Gladbacher Keepers Stiel.

Von den Toren abgesehen war kein berauschendes Spiel, was die Hertha ablieferte – aber genau damit ist man am Kern der Sache. Es war ja auch vergangene Woche beim Sieg in Nürnberg nicht sehr berauschend zugegangen. Man hatte hinten aufgepasst, vorn seine Chancen genutzt, fertig. Danach dachte man, es müsse vor allem am kränkelnden Gegner gelegen haben.

Nun sieht es aus, als könnte da ein bisschen mehr dahinter sein. Zur Erinnerung: Der von Röber seit Jahren versprochene und nie eingelöste Offensivfußball schien nach den positiven Erfahrungen des sommerlichen Ligapokals plötzlich in Reichweite. Das stellte sich im Saisonverlauf als Irrtum heraus.

Gegen den Aufsteiger Mönchengladbach spielte man nun wie einst – unspektakulär, aber erfolgreich. Die unter der Woche gegen Stavanger eingesetzten Hartmann, Beinlich und Sverisson fanden sich alle wieder auf der Bank. Und statt wie vor Wochen sofort zu drängen, stand das Team sehr defensiv, und Mönchengladbach kam damit nicht zurecht. „Es war kein Problem fehlender fußballerischer Potenz“, behauptete Gladbachs Markus Münch, „sondern dass wir den Gegner haben spielen lassen.“ Für andere sah es eher so aus, als habe der Aufsteiger keine Idee, wie man den Ball nicht nur zirkulieren lässt. Eigentlich hatte man nur zwei Chancen durch Münch (Freistoß) und van Lent (Kopfball). „Wir sind Hertha entgegengekommen“, fand Trainer Hans Meyer. Der Mann wusste spätestens, dass etwas schief lief, als er Kollege Röber rufen hörte: „Lasst sie so weiterspielen.“

Hertha wirkte da fast schon abgeklärt. Dazu kam wie in Nürnberg eine fast perfekte Chancenauswertung. Wie es aussieht, dürfte Röber seine Taktik für die nächste Zeit gefunden haben: mit Viererabwehr, einem Defensiven und zwei Offensiven im Mittelfeld sowie den drei Stürmern Goor (rechts), Preetz und Marcelinho.

Der Brasilianer wurde bei seiner Auswechslung mit großem Applaus verabschiedet. Was er über links machte, war entscheidend. So entscheidend, dass Sebastian Deislers Fehlen für diesmal bestens kompensiert wurde. Und dass Stürmer Alves fehlte, fiel schon überhaupt nicht auf.